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6. Rumbur – Kalasha Valley in Pakistan

Es ist ein schöner sonniger Morgen, ich sitze hier auf meiner Terrasse mit Blick auf das schöne Kalasha Tal

dscn0850Ich habe gut gefrühstückt und dachte mir gerade bei der letzten Tasse Tee, heut lass ich mal ein wenig den Kulturwissenschaftler raushängen. Schon seit fast einer Woche verweile ich nun hier in Rumbur (eines der drei valleys), als einziges Bleichgesicht bei dem Volk der Kalashas,. Ich schreibe Texte für diesen Blog, lese, zupfe meine Gitarre und trinke hier und da mal ein Gläschen Kalasha Wein. Das übrigens nach fast 7 wöchiger Abstinenz, möchte ich an dieser Stelle betonen. Denn Iran und Pakistan sind ja wie wir wissen trockene Staaten – nur die Kalashas als Nichtmuslime haben das Privileg ihre Gehirnzellen gelegentlich mal rotieren zu lassen! Und noch etwas ist auffällig nach den ganzen islamischen Ländern, die ich bisher durchquert habe um hier her zu gelangen. Man sieht wieder Frauen in der Öeffentlichkeit – und man darf sogar mit ihnen sprechen! Im Mainland von Pakistan hat man manchmal das Gefühl Frauen existieren überhaupt nicht. Zumindest bekommt man sie fast nie zu Gesicht, und wenn dann meist mit einer Burka über das Haupt gestülpt.

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Das Volk der Kalashas lebt verstreut in drei schwer zugänglichen Tälern, hoch droben in den westlichen Ausläufern des Himalayas. Zur afghanischen Grenze sind es von hier aus nur noch 20 Kilometer. Die Kalashas fallen vor allem durch ihr recht europäisches Aussehen auf. Einige von ihnen sind blond und haben einen auffällig hellen Teint. Es gibt bezüglich der Kalashas die unterschiedlichsten Herkunftstheorien . Am meisten gefiel mir die, dass Alexander der Grosse (ca. 350 v. Chr.) bei seinem grossen Feldzug 5 seiner verwundeten Soldaten zurückgelassen haben soll. Die sollen sich dann mit dem hier damals ansässigen Stamm vermischt haben. Islam war zu diesem Zeitpunkt übrigens noch weit weg – Allah schickte seinen Propheten Mohammed erst knapp 900 Jahre später nach Mekka. Leider ist die Kalashakultur heute vom Aussterben bedroht, zählte man um 1900 noch fast 100.000, so gibt es heute nur noch um die 3500 Kalashas. Durch Assimilation, Diskriminierung und Zwangsislamisierung können sie  dem Druck von aussen nur schwer standhalten. Man pflegt eine eigene Sprache und ähnlich wie schon die alten Griechen glauben die Kalashas an verschiedene Götter. D.h. für verschiedene Aspekte des Lebens, wie Familie, schwangere Mütter, Heirat etc., gibt es eine entsprechende Gottheit. Da die Community nur noch ca.3500 Mitglieder zählt, ist jeder auch irgendwie mit jedem verwandt. Man lebt friedlich und bescheiden in diesen abgelegenen Tälern, lebt von Viehhaltung und Landwirtschaft und gelegentlich wird ein Ziegenbock geopfert, um die Götter friedlich zu stimmen.
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Ich hab ja schon einiges auf dieser Welt gesehen und erlebt, aber ein so freundliches und ehrliches Volk wie die Kalashas ist mir bis jetzt nur selten begegnet. Ich wohne bei Engineer Kahn, er ist der Englischlehrer des Dorfes und auch er ist einem Glaesschen Wein nicht unbedingt abgeneigt. Abends sitzen wir auf der Terrasse und palavern und rauchen gelegentlich eine Wundertuete. Da ja alle sind wie gesagt irgendwie miteinander verwandt sind und es auch kein Fernsehen oder Telefon gibt, ist jeden Abend irgendwo ein Sit-Inn angesagt. Ich hab das Gefuehl, dass ich schon das halbe Dorf kenne. Gestern haben wir einen der Dorfbewohner besucht, er wurde vor kurzem von einer Schlange ins Bein gebissen. Sitte im Dorf ist es, dass jeder Bewohner zumindest einmal den Kranken besucht und ein kleines Geschenk bringt. Als wir kamen, war im Haus des Kranken bereits das halbe Dorf versammelt. Bei jedem Neuankoemmling musste der Kranke seine Geschichte vom Schlangenbiss aufs Neue erzaehlen, immer und immer wieder. Die meisten Anwesenden hatten die Geschichte bis dahin wahrscheinlich schon 20 mal oder oefter gehoert. Aber man riss die Augen und den Mund immer wieder erneut auf, als hoerte man das Abenteuer mit der Schlange zum ersten mal, man schuettelte sich vor Lachen – immer wieder aufs neue.

Was mir aber am allermeisten gefallen hat hier bei den Kalashas ist, dass sie nicht wissen wie alt sie sind, man sagt lapidar mein Vater hat es vergessen aufzuschreiben oder er konnte nicht schreiben usw.. Ist das nicht herrlich…und da man ja nicht weiss, wann man geboren ist, feiert man auch keinen Geburtstag! In dieser Hinsicht waere ich doch gern Kalasha, ihr wisst ja um meine Altersprobleme?!

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