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14. Jiǔzhàigōu, Das Tal der 9 Dörfer…

Five flower lake

Five Flowers Lake

Der See des geduckten Tiger...

Der See des geduckten Tiger...

Mit Jiuzhaigou einem herrlichen Nationalpark, den ich durch Zufall in einer alten Ausgabe von National Geographic in meinem Hostel in Kunming endeckte, sollte mein neu entfachtes Interesse an klaren und kühlen Bergseen, bereits seinen Höhepunkt erfahren. Jiuzhaigou, liegt im Norden der bergigen Provinz Sichuan und ist seit 1992 Unesco Weltkulturnaturerbe. Die zahlreichen Seen und Gewässer im Park werden durch gelöstes Kalziumkarbonat smaragdgrün bis türkis, je nach Lichteinfall gefärbt. Einer Legende nach ließen Himmelsgöttinen ihre Schminke ins Wasser rieseln. Drachen und andere Fabelwesen sollten dort hausen, welche von mir unbedingt gesehen werden wollten!

Mit der wirtschaftlichen Öffnung in den späten 70ern durch Deng Xiaoping und dem rasanten Aufstieg der chinesischen Economy in the People‘ s Republik, wuchs auch das Interesse an diesem einzigartigen Naturwunder. Mittlerweile muß das Tal der (ehemals) 9 Dörfer (die Einwohner wurden aus Naturschutzgründen umgesiedelt, upps?!) ; in der Hochsaison täglich bis zu 20.000, fast ausschließlich chinesische Besucher verkraften. Die mit rund 280 grünlackierten Shuttle Bussen durch die 30 km lange Schlucht, von See zu Wasserfall gefahren werden.

Diese Vorgaben, als auch die lange beschwerliche Anreise von Chengdu, der Provinzhauptstadt Sichuans und der happige Eintrittspreis von gut 50 US$, ließen mich nicht davon abbringen, meine Sammlung wichtiger Sehenswürdigkeiten auf unserem Planeten weiter zu kompletieren. Vor allem was die Naturwunder betraf, war meine langjährige, mit viel Liebe und Zeit angelegte Kollektion, hier und da noch unvollständig!

Vor allem die aufstrebende Mittelklasse aus dem Reich der Mitte tummelte sich in Jiuzhaigou. Aus Schanghai, Nanjing und Hongkong kamen sie, mit dem Flieger um die hintersten Ecken des eigenen Landes zu erkunden. Die staatlich gelenkte Tourismus Industrie, sorgte mit unentwegt laufenden Werbespots auf CCTV und anderen Sprachrohren dafür, dass auch jedem halbwegs solventen Chinesen bewußt wurde, wie schön die Heimat auch sei. Juizhaigo muß man als Chinese gesehen haben, erklärte mir ein Tourist aus dem weit im Nordosten gelegengen, kalten Harbin. Es sei quasi eine Pflicht, dem eigenen Vaterlande gegenüber! Der Binnentourismus war bei den bereits erwähnten Eintrittspreisen, für Sehenswürdigkeiten in China eine sehr einträglich Sache. In China mußte das Volk, anders  als bspw. in Indien oder Kambodscha,  die gleiche Summe für Sehenswürdigkeiten berappen wie der ausländische Tourist! Im Falle Jiuzhaigo, bedeutete das immerhin ¼ des monatlichen Einkommens einer Kassiererin in einem Supermarkt. Ich glaube bei uns würde man nur ungern, dass Equivalent von 300 Euro für Schloß Schwannstein ausgeben. In China tat man das mit erhobenem Haupte.

Der Auslandstourismus spielte in China, so hatte man das Gefühl nur noch eine untergeordnete Rolle! Ursprünglich wollte ich den Park von Chengdu aus, als Gruppentour mit einem Reisebus, Übernachtung incl. usw. machen, um einige Yuan zu sparen. Wurde aber leider abgelehnt. Der Reiseveranstalter meinte nach einigem hin und her, ein Backpacker würde sich finanziell nicht lohnen. Da er kaum konsumiert und verzehrrt. Tja sowas kann vorkommen. Und das obwohl ich sogar bereit war, 30 $ extra zu zahlen, für das mir nahegelegte Yak-Barbecue inklusive tibetischem Tanz, um meine Chance auf eine Mitnahme zu erhöhen!

Von allen Seiten klickten sie, die teueren und schweren Kameras mit den großen Objektiven, die wie Juwelen an den Trageriemen um die Hälse der wohlhabenden Westküstenchinesen hangen. Die Marke  Canon, vom ungeliebten Nachbarn, hatte sich als Aushängeschild des sozialen Aufstiegs durchgesetzt. Die Konkurrenz Nikon konnte ich nur zweimal und die gute alte Olympus Made in Germany, gar nur einmal erblicken. Zur aufwenigen Kamera und eigentlich aus meiner Sicht nicht erforderlichen Trekking Gear trug der chinesische Tourist gerne einen Cowboyhut aus kräftigem Yakleder, den es in den unzähligen Souviniershops vor Ort zu kaufen gab. Aus irgendeinem Grund, hatte der situierte Chinese so meine Beobachtung, ohnehin eine ausgeprägte Affinität zur Cowboyästhetik. Viele der Restaurants und Bars in den Touristengebieten um Yunnan und Sichuan sahen aus wie Saloons,  uns aus Kindheit bekannter US Westernserien wie Rauchende Colts oder Die Leute von der Shilo Ranch. In solchen Etablisiments, trug man am Abend nach dem Sightseeing beim Dinner (quasi als ob man es rein zufällig vergessen hätte), die schwere Canon immer noch um den Hals. Obwohl sie beim scharfen brodelnden Hot Pot, eine hiesige Spezialität, doch ungemein stören mußte. Das erinnerte ein wenig an den deutschen Unterschichts-Glatzkopf. Der abends in den Bars oder Diskos gerne mit auf die Stirn geschobene Sonnenbrille rumlief. So nach dem Motto: „Ich komm grad vom Strand und hatte noch keine Zeit das Ding abzusetzen“. Mensch bin ich froh, dass ich zumindest meine Haare noch hab, und diesen Zirkus nicht auch noch mitmachen muß!

Der Chinese hatte übrigens seine ganz eigene Art zu fotografieren. So gab es quasi nie ein Foto, vor dem er nicht selbst posierte.  Sehr beliebt dabei, dass Finger Victory Zeichen. Dieses Verhalten kennen wir ja schon bereits vom Japaner. Aber hier in China, wo die Massen Fotografierkultur ja noch verhältnismäßig jung ist, hatte man diese Praxis einfach übernommen. Entweder liegt diese Art zu fotografieren grundsätzlich in den Genen des Asiaten?! Oder es muß so in den Bedienungsanleitungen von Nikon & Co geschrieben stehen? Während der westliche Tourist, so Rob Gifford in seiner empfehlenswerten Lektüre ‚China Road – A Journey Into The Future Of A Rising Power‘, immer krampfhaft versucht die alte Welt einzufangen, schaute der Chinese in die entgegengesetzte Richtung, fotografierte das Neue, das Moderne, den Aufbau und die Zukunft. Das war symptomatisch für die chinesische Gesellschaft. Das alte interessierte nicht mehr. Denn das war Geschichte!

Der Perlenwasserfall

Der Perlenwasserfall

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...hier sollte ein Fabelwesen hausen...

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