Die letzten zwei Tage in Senegal verbrachte ich etwas außerhalb der Stadt, in einem Overlander-Camp. Bisschen Natur, Vögel, mal eine freche Eidechse, Dattelpalmen und natürlich die Wohnmobile und Motorräder der Überlandreisenden. Eine eigene Community, vernetzt über einschlägige Foren, die sich beispielweise Wüstenschiff oder Sahara-Overland nennen.
Morgen früh geht es auf das Konsulat von Guinea-Bissau, dem ehemaligen Portugiesisch-Guinea, Kolonie bis 1974. Das Visum soll hier in der Distrikthauptstadt Ziguinchor, ganz im Süden des Senegals, einem Gebiet, das sich Casamanche nennt, leicht erhältlich sein. Ein Geheimtipp in der Szene!
Mittlerweile bin ich fast zwei Wochen im nicht ganz billigen Senegal unterwegs. Die Preise von durchschnittlich vierzig Euro für eine einfache, oft schmutzige Herberge tun schon fast weh, insbesondere, wenn man asiatische Preise gewohnt ist. Aber hilft nix, Zähne zusammenbeißen und einfach öfter mal zum ATM. Das westafrikanische Land gehört zum Verbund der sogenannten CFA-Länder, in dem die Währung damals an den französischen Franc, heute Euro gekoppelt wurde. Nicht nur im Hinblick auf die Währungsstabilität, sondern auch, um den wirtschaftlichen Aufstieg in dieser Region voranzutreiben.
Saint Louis, die ehemalige Hauptstadt des französisch kolonialen Westafrikas im Norden des Landes, unweit der mauretanischen Grenze, war mein Einstieg in den Senegal. Die seit 1995 als Unesco Kulturerbe geschützte Altstadt ist nochmal ein kleiner Höhepunkt auf meinem Roadtrip. Verwitterte Kolonial-Architektur hat mein Herz schon immer höher schlagen lassen. Die Franzosen, aber auch die Portugiesen und Engländer haben da seinerzeit oft gute Arbeit hingelegt. Darf man das heute überhaupt noch so sagen?
Immer noch sehr trocken und sandig ist es hier, auf diesem Breitengrad. Subsahara oder auch Sahel wird diese Landschaft geografisch genannt. Das alte Saint Louis liegt auf einer überschaubaren, langgezogenen Insel, knapp einen Kilometer lang und nur zweihundert Meter breit, verbunden mit dem Festland, also dem neueren Teil der Stadt, durch eine alte Stahlbrücke, entworfen in der Kolonialzeit, angeblich von Gustave Eiffel. Die Altstadt ist keineswegs überrestauriert, Leerstand und Verfall, da gibt es immer noch viel zu tun. Die staubigen Gassen und die farbenfrohen Häuser wurden mittlerweile von der muslimischen Kultur übernommen. Der Muezzin ist allgegenwärtig, ebenso die vielen alten Pferdekutschen, die ihre Dienste anpreisen.
Nach Dakar und der Sklaveninsel Goree bin ich, wie bereits erwähnt, in Ziguinchor angelangt, der Hauptstadt der Casamance dem Süden des Senegals, da wo es dann langsam grüner wird. Hier soll es sogar irgendwo in einem Nationalpark Elefanten und Löwen geben, was eher ungewöhnlich ist, in Westafrika. Mit dem Schiff ging‘s hier runter. Eine große Fähre, die auch Autos transportiert und dreimal die Woche von Dakar entlang der Atlantikküste hier in Richtung Süden fährt. Gut fünfhundert Kilometer in zwanzig Stunden. Damit man nicht immer durch das kleine Gambia muss, das komplett vom Senegal umschlossen ist. So richtig grün sind sich die beiden Länder scheinbar immer noch nicht, bis 1987 bildeten sie noch eine Union.
Überrascht hat mich die augenscheinliche Armut in Senegal. Ich hatte es immer als eines dieser afrikanischen Vorzeige-Länder im Hinterkopf, mit passabler Nationalmannschaft, Dakar als pulsierende Capitale von gewisser Bedeutung. Nicht so entwickelt wie Namibia oder Südafrika, aber vielleicht so wie Ghana oder Marokko, dachte ich?! Die Infrastruktur ist schlecht, vieles überteuert, um es kurz zu machen. Ein Liter Milch kostet 2,50 Euro. Der Mindestlohn soll nur bei etwas mehr als hundert Euro liegen.
Nicht erst seit gestern merke ich, es wird Zeit für mich, nach Marokko, Mauretanien und Senegal die frankofonen Länder zu verlassen. Das Französische ist mir hier einfach zu dominant, raubt mir meine Gelassenheit. Sicherlich auch wegen meiner bescheidenen Französisch-Kenntnisse.
Englisch ist in diesem Teil der Welt eine Rarität, dafür haben die Franzosen gesorgt. Mal gucken, wie es in Bissau wird, da ist ja Portugiesisch Amtssprache, hoffe, dass ich da auch mit meinem verbliebenen Spanisch etwas ausrichten kann. Das ich mir immerhin vor – sage und schreibe – über fünfunddreißig Jahren mühevoll angeeignet habe, als junger Traveller.

