Alles o.k. Aber man ist schreckhaft. Sensibilisiert. Dünn häutig. Jede heftig zugeschlagene Kofferraumklappe erzeugt eine Sekunde oder drei des Schreckens. Über einem die brummenden Geräusche der Rettungshubschrauber.
Vor zwei Stunden in Kathmandu gelandet, mit einem nepalesischen Armeehubschrauber aus Dunche. Vorgestern evakuiert worden, nach 5 Nächten unter einer Zeltplane aus dem völlig zerstörten Thulo Syabru Village. Mal wieder Glück gehabt. Viel Glück sogar!!! Israel bot seinen Landsleuten die beste Evakuierung. Dann kamen die Franzosen, Skandinavier und Kanadier.
Deutschland, Italien und Großbritannien übertrug die Evakuierung an die völlig überforderte, inkompetente nepalesische Armee?! Es gab viele Tote. Horrorstories von überlebenden Trekkern, wie im schlimmsten Katastrophenfilm. Viele werden noch vermisst. Alleine über 1000 EU Bürger gelten nach knapp einer Woche noch als verschollen. Viele werden nie gefunden. Liegen unter 10 Meter hohen Lawinen aus Eis, Schnee, Schlamm und Felsbrocken so groß wie Einfamilienhäuser!
Gestern Nacht gab es nochmal ein Beben von 3,7 auf der Richterskala. Bis jetzt wurden 110 Aftershocks gezählt. Die Einheimischen trauen sich nicht mehr in ihre Häuser und campieren auf der Strasse! Exodus. Tausende verlassen die Hauptstadt und pilgern in ihre Dörfer. Manchmal bis zu 2 Wochen unterwegs auf zerstörten, lebensgefährlichen Pfaden. Und auch wir Westler versuchen das Land schnellstens zu verlassen. Man campiert bis zum Abflug auf dem Gelände des Präsidenten Palastes oder auf einem zugehörigen Botschaftsgelände. Langsam beginnen die Aufräum-arbeiten. Man geht davon aus, dass die Touristen erst in 5-7 Jahren zurückkommen werden. Der wichtigsten Einkommensquelle Nepals.
Nach 6 Tagen unter einer Plane auf 2200 Metern, habe ich mich in ein halbwegs solides 40$ Hotel mit Generator eingecheckt. Ich bin der einzige Hotelgast und wohne im Zimmer mit dem kürzesten Fluchtweg zum Ausgang…
Uff. Danke für das Lebenszeichen!