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erlebte Kurzgeschichten aus dem Alltag eines Reisenden….

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12. Western Tibet – Der Mt. Kailash

der heilige berg der tibeter bei klarer sicht, welcher noch nie erklommen werden durfte

Der heilige Berg der Tibeter bei klarer Sicht, welcher noch nie erklommen werden durfte

 
 
Der Mt. Kailash, der heiligste Berg Asiens, der von den Tibetern und den Hindus gleichermassen verehrt wird. Der Kailash, und das ist das besondere an ihm, steht frei, quasi isoliert im schwer zugaenglichen Westen Tibets. Die 4 groessten und wichtigsten Stroeme des Subkontinents, der Karnali, der Ganges, der Indus und der Brahmaputra haben hier entweder direkt oder ueber Umwege ihren Ursprung. Der heilige Kailash wurde bzw. durfte bisher noch nicht bestiegen werden! Immerhin hausen der Sage nach auf seinem Dach die Goetter – und wer moechte das schon in Frage stellen?! Selbst Reinhold Messner hatte 1980, obwohl er von der chinesischen Regierung bereits die Erlaubnis hatte, die Besteigung aus Gewissensgruenden abgebrochen. Guter alter Reinhold?! Auch Buddha ist schon um den Berg marschiert, so heisst es, zumindest hat er einige Footprints hinterlassen, die ich aber leider nicht finden konnte! Bei den Buddhisten nennt sich die heilige Umwanderung, die im Uhrzeigersinn praktiziert wird, ‚Kora‘, bei den Hindus ‚parikrama‘. Nur den Boen’s, einer prae-buddhistischen Religion ist es gestattet das Heiligtum anticlockwise zu umgehen! Ein guter buddhistischer Tibeter sollte den Berg in seinem Leben mindestens 13 mal umgangen sein, will er aber mehr, d.h. die absolute innere Reinigung und ab ins Nirwana sind mind. 108 Koren faellig. So lauten nun mal die Spielregeln!
 
lonesome rider

lonesome rider

 
Auch ich konnte etwas Reinigung gebrauchen, dachte ich mir und machte mich auf die 3taegige 54 km lange Kora. Dabei musste ich mich mit meinen 42 Jahren unerwarteter Weise bei diesen Hoehen noch mal richtig ins Zeug legen, obwohl ich ja bereits nicht wenig Trekkingerfahrung aus Nepal hatte. Hier oben waechst kein Baum oder Strauch mehr und selbst die meisten Feuerzeuge versagen in diesen sauerstoffarmen Hoehen. Man hat das Gefuehl, der Rucksack wiegt nicht mehr 10, sondern 30 kg! Am 2. Tag hat mich der Droelma La Pass kurz vor seinem Zenit auf 5630 Metern nochmal zum Nachdenken gebracht. Dazu hatte ich genuegend Moeglichkeiten, denn gut alle 20 Meter brauchte ich eine Verschnaufpause. Ein indischer Pilger war in der Nacht im Nachbarguesthouse an High-Altitude-Sickness gestorben. Einfach nicht mehr aufgewacht! Solche Dinge ereignen sich auf der Kora in aller Regelmaessigkeit hab ich mir sagen lassen. Die Tibeter, die die Hoehenluft anscheinend wie die Yaks zum ueberleben brauchen, haben in dieser Hinsicht weitaus weniger Probleme. Die hartgesottensten unter ihnen umrunden den Berg innerhalb eines Tages, der Reinigungsgrad ist dann etwas hoeher! Das gleiche gilt uebrigens bei Vollmondnaechten. Und wer es dann so richtig wissen will, der umrobbt den heiligen Kailash.
 
 
 Wie lange so etwas dauern mag, konnte ich leider nicht herausfinden. Oft wurde ich auf dem Trekk von Glaeubigen nach Bildern oder sonstigem des Dalai Lamas gefragt, aber ich hatte nichts zu bieten – hatte gar nicht daran gedacht. Schade eigentlich. Der Besitz eines Bildes des Dalai Lamas wird uebrigens nach chinesischem Recht mit 7 Jahren Gefaengnis bestrafft. Hatte Frau Merkel das bei ihrem kuerzlichen Besuch im Reich der Mitte eigentlich angesprochen?!
 
Und dann gab es da natuerlich auch noch einige tibetophile Westler (einmal am Tag darf man ja wohl mal gemein sein?!), die man dann abends in den Guesthouses bei Instantnudelsuppe traf. Viele hatten die Kora schon etliche Male bewaeltigt, sie kommen jedes Jahr oder machen sie gleich 3mal hintereinander usw. Einer der Godfathers, ein Franzose, war bereits bei seiner 14. Kora. Unter den Westlern hatte man vor ihm Respekt, man schaute zu ihm auf. Zu Recht! Die Tibetophilen sprechen ganz leise und bedacht, mit langen, langen Pausen und natuerlich nur ueber Reinigungsprozesse und Tibet. Wenn man ein Bier in ihrer Gegenwart trinkt, verdrehen sie die Augen und schauen verschaemt weg. Fuer sie, und da waren sich alle einig, ist die Kora das groesste und ergreifenste Ereignis und Gefuehl des menschlichen Daseins. Auch ich wollte dieses Gefuehl haben, dachte ich mir und nahm mir vor, es am naechsten Tag des Wanderns ebenso erfuehlen zu wollen!
 
Curios fand ich auch die vielen streunenden Wildhunde um den Kailash. Mir war es bisher auch nicht bewusst, aber die Tibeter zerhacken nach dem Ableben einen Leichnam und werfen die einzelnen Koerperteile den Geiern zum Frass vor damit sie empor zum Himmel getragen werden. Da es aber immer weniger Geier in dieser Gegend gibt, haben sich die tibetischen Wildhunde auf das suesse Menschenfleisch spezialisiert. Angeblich soll vor kurzem sogar eine alte Tibeterin das Opfer eines dieser Rudel geworden sein, so hat mir das zumindest eine Schweizerin erzaehlt, die hier schon mehr als ein Jahr fuer eine Hilfsorganisation taetig ist. Nach der 3taegigen Kora war ich dann auf jeden Fall so richtig erledigt und hab mich mit Mueh und Not nach Darchem geschleppt, dem Ausgangsort am Fusse des heiligen Berges. Aber es hat sich gelohnt, ich hatte mich etwas gereinigt – ich kann es sogar fuehlen. Und seitdem bin ich auch wirklich auf der Hut, diesen hart erkaempften Freiraum in meinem Koerper nicht wieder unnoetig zu beschmutzen!
 
Sonnenuntergang in Darchem, dem Ausgangspunkt für den Kailash

Sonnenuntergang in Darchem, dem Ausgangspunkt für den Kailash

 
Fazit: Dennoch kann ich mit der Meinung der Tibetophilen nicht ganz Konform gehen. Wenn ich die Wahl haette zwischen einer erneuten Kora oder einer wilden Liebesnacht, dazu ne halbe Kiste Bier und ein oder zwei guten Schallplatten, wuerde ich letzteres bevorzugen!
 
 
 
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11. Brain Damage!!!

 
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 Da sass ich gestern gegen spaeteren Abend im Innenhof des Tenzinhotels in Shigatse, der zweitgroessten Stadt in Tibet, auf meinem Sofa, umringt von den nervigen parkenden Toyota Landcruisern der Tibettouristen. Tibettouristen gehoeren wohl zur langweiligsten Touristengattung auf diesem Planeten, jedes Land hat ja sein eigenes Klientel! Der typische Tibettourist ist in der Regel in einer Gruppe unterwegs, er traegt vorzugsweise Trekkinggear, etablierte Marken wie Jack Wolfskin oder Northface, fast immer klemmt eine Landkarte oder ein Kameratripod unter seinem Arm und auffallend oft befindet sich ein rahmenloses Brillengestell auf seiner Nase. Er hat einen akuraten Haarschnitt und ist meist eiligen Schrittes unterwegs, hetzt von Kloster zu Kloster und beginnt in der Regel ab 21.00 Uhr an zu gaehnen! No Rock’n Roll, sondern mehr das was man im englischen den sog. „straight“ nennt!
 
Zurueck zu meinem Sofa, dem einzigen lauschigen Plaetzchen zwischen diesen ganzen 4well-drives direkt neben meinem Zimmer, das ich mir mit einem tibetischen Moench aus dem suedindischen Bangalore teilte. Er nahm die lange beschwerliche Reise auf sich, um noch mal seinen schwerkranken Onkel in Lhasa zu besuchen. Ich hatte es mir mit einigen Lhasabieren gemuetlich gemacht, es wahr ruhig, alle lagen schon in ihren Kojen, nur im Kabuff der Fahrer und Guides auf der anderen Seite des Innenhofs war noch Leben. Es wurden Karten gespielt und Schnaps getrunken. Ich versuchte mich derweil auf meiner Gitarre am Intro des Songs “Brain Damage” von Pink Floyd – einem der besten Songs den Roger Waters wohl je geschrieben hatte! Eigentlich hatte ich ja immer so meine Probleme mit Pink Floyd, aber seit mir neulich dieser Australier den Song auf seiner Gitarre vorgespielt hatte, ging mir der Text nicht mehr aus dem Kopf!
 
Waehrend ich so vor mich hin zupfte, fegte ploetzlich ein kraeftiger Windstoss durch den Innenhof – der sich aber schnell wieder beruhigte. Ich schaute langsam hoch von meinem Gitarrenhals – und ja, ich musste zweimal hinschauen – es regnete Geldscheine vom Himmel, die sich dann langsam niederflatternd seelenruhig zwischen den ganzen Landcruisern des Innenhofs verteilten. Natuerlich war ich verdutzt, trank einen kraeftigen Schluck aus meiner Pulle, zupfte zaghaft weiter die Gitarre und versuchte von meiner Sofaperspektive auszumachen um welche Summe es sich den ungefaehr handeln koennte. Ich wartete auf den Besitzer, sass mindestens 10 Minuten gruebelnd da, aber niemand schien sich fuer das Geld zu interessieren. Es waren so um die 150 Euro in chinesischen Yuan, aber mich reizte das Geld nur wenig, nicht dass ich ein guter Mensch waere, aber ich wollte nur wissen, wie die Geschichte weiterging. Aus allen Gedankenperspektiven versuchte ich die Herkunft des Geldes zu analysieren. Aber es passierte nichts und es meldete sich niemand. War es denn wirklich vom Himmel gefallen?!
der fahrer treff

der fahrer treff

 
Ich konnte es dann doch nicht mehr aushalten und ging rueber zum Kabuff des Fahrerlagers und gab zu verstehen, das sich etwas seltsames auf dem Innenhof ereignet hatte. Man verstand mich nicht, aber als der erste dann das Geld sah, ging die Party los. Das eben noch so friedliche Grueppchen stuerzte sich wie die Wahnsinnigen auf die Scheine, man schubste sich, rempelte, hielt sich gegenseitig fest, um moeglichst an die groessten der Scheine zu gelangen. Schnell holte man die Taschenlampen aus den Cruisern, man war im Rausch – jeder wollte soviel wie moeglich. Es war herrlich anzuschauen! Nach gut 5 Minuten, als alle Scheine eingesammelt waren, war die Party vorbei.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Man zog sich wieder zurueck ins Kabuff und palaverte aufgeregt. Leider hatte ich es versaeumt von dem Spektakel ein Foto zu machen – es haette ohne weiteres das Pressfoto des Jahres 2007 werden koennen!Ich zog mich wieder auf mein Sofa zurueck, zupfte weiter meine Gitarre, trank noch ein Bier und stufte das Ereignis als loesbares Phaenomen ein, ohne jedoch eine plausible Loesung parat zu haben. Gegen Mitternacht ging ich in mein Zimmer, der Moench sass immer noch im Schneidersitz auf seinem Bett und lass Buddhas Schriften.
 
Als ich ihm von dem Ereigniss erzaehlte, schuettelte er seinen Kopf und lachte lauthals. Er meinte, vielleicht hat Gott es dir geben wollen, weil du so schoen Gitarre gespielt hast?! Aber auch er wollte es genauer wissen und ging mit eiligen Schritten rueber zum Fahrerlager, um dem Raetsel auf die Spur zu gelangen. Dort biss man sich aber mit gesenktem Kopf auf die Lippen und wollte von nichts wissen, denn wer wollte seinen Taschen nach so einem Geschenk Gottes schon wieder leeren!
 
Wie heist es noch mal an der schoensten Stelle von Brain Damage
 
„The lunatic is in my head. The lunatic is in my head. You raise the blade, you make the change. You re-arrange me ‚till I’m sane. You lock the door. And throw away the key. There’s someone in my head but it’s not me“.
 
 
 
 
 
 

Europas grösste...

Europas grösste…

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10. Kashgar – die einstige Perle der Seidenstrasse….

 

eine noch verbliebene Ecke

eine noch verbliebene Ecke

 

..wird chinesisiert. Schon auf dem langen Weg nach Kasghar hab ich mich quasi schon mental  darauf vorbereitet, dass die sagenumworbene Stadt in ihrer heutigen Ästhetik nicht mehr meinen Vorstellungen entsprechen würde. Die Namen alterwürdiger Städte, deren Mythen und Geschichten einst so etwas wie Freiheit und Abenteuergeist versprühten, verglühen im Zuge der Globalisierung wie Sternschnuppen im Fall.  Sagenumwobene Handelsposten wie Timbuktu, Lhasa, Sarmakand sowie auch Kasghar – einst abgelegene, schwer zugängliche Karawanenstädte müssen sich dem Diktat des Wandels unterwerfen!

 

 

the famous livestock market in Kashgar

at the famous livestock market in Kashgar

 

 

in der letzten sekunde hat er mich dann doch noch gesehen

in der letzten sekunde hat er mich dann doch noch gesehen

 

 

Auch ich muss die Veränderungen der  Zeit akzeptieren und  mittlerweile fühle ich mich auch  schon ganz wohl in der letzten Hochburg der Uiguren im der Provinz  Xingiang. Meine Zeit verbringe ich derzeit mit dem Aufspüren von Altem und Unverfälschten sowie der Konsultation chinesischer Ärzte, die mich mürrisch fortwinken da sie kein Englisch sprechen und ihr Gesicht nicht verlieren wollen. Eine Weile werde ich wohl in Kasghar verweilen müssen um meinen linken Arm (siehe Unfall) auszukurieren, bevor es weite vom westen Tibet’s  zum Dach der Welt nach Lahsa geht. Die ganze Fahrt dorthin wird sich ziemlich kompliziert gestalten, dass scheint schon klar. Es gibt so gut wie keine öffentliche Verkehrsmittel,  schlechte Strassen, Höhenluft und vor allem ist sie  illegal!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

kasghar-boys

 

 

 

 

 

 

 

 

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Viagrawerbung found in Kashgar

Viagrawerbung found in Kashgar

 

blasts from the past

blasts from the past

 

mao

mao

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9. Xingiang – Nordost-China, das Leben in einer Jurte…

a group of men from Kirgisistan

a group of men from Kirgisistan

… nicht weit von der pakistanischen Grenze im äussersten Nordwesten Chinas, in der Provinz Xingiang am hochgelegenen Karakul Lake leben noch verstreut einige kirgisische Nomaden wie vor hundert Jahren in ihren Jurten. Der kalte See liegt auf fast 4000 Metern Höhe und ist umringt von schneebedeckten Berggipfeln. Eine sogenannte Bilderbuchlandschaft. Ich hab hier soviel mit meinen 2 Kameras rumgeknippst, dass ich scheinbar gar nicht mehr nach Zentralasien reisen muss. Denn alles ist hier in dieser entlegenen Gegend bereits vor Ort: Kirgisen, Tadschiken, Usbeken, Yaks, Kamele und Jurten. Alte noch aus kommunistischer Zeit stammende Traktoren, russische LKW’s usw. – also alles, was mein retrophil veranlagtes Herz begehrte.

Die gnadenlose chinesische Assimilationspolitik und ihre Warenökonomie waren in dieser entlegenen Region noch nicht vorgedrungen! Das Zentralkomitee in Peking hatte anscheinend derzeit mit dem tibetischen Hochland und den grossen uigurischen Städten wie Kashgar und Ürümqi genug zu tun. So viele Bagger und Lastwagen schien es selbst im aufstrebenden China nicht zu geben, um das riesige Reich in allen Landesteilen gleichzeitig umzukrempeln! Man liess die kirgisischen Nomaden also noch ein paar Jahre gewähren.

in der vordersten hab ich gehaust

in der vordersten hab ich gehaust

Die Dame des Hauses

Die Dame des Hauses

Aber in gut 10-15 Jahren, da bin ich mir sicher, wird das Zentralkomitee in dieser kargen und öden Hochebene so ne Art Las Vegas errichten um dann die Pakistanis in komfortablen Bussen über die nah gelegene Grenze zu karren damit diese ihre unterdrückten Bedürfnisse wie Alkohol, Sex, gambling und sonstiges gegen harte Dollars  befriedigen dürfen. Wetten dass?! Zurück zum Jurtenleben. Ich habe dort einige Tage in einer solchen verbracht – vom Naturerlebnis wie bereits beschrieben fast unschlagbar. Was mich aber wirklich erstaunt hat und nachdenklich stimmte, war das einfache und genügsame Alltagsleben dieser Nomaden. Ich hatte auf meinen Reisen ja schon viele verschiedene und höchst einfache Lebensweisen kennengelernt. Der kirgisische Jurtenalltag so wie ich ihn erlebte sprengte jedoch alle Register. Zum Glück hatte ich meine Gitarre bei mir!Da es auf 4000 Metern nachts recht kühl ist, steht man morgens erst so gegen 10 Uhr auf. Pekingzeit! Die Sonne geht erst sehr spät auf und gegen 22.00 wird es auch schon wieder dunkel.

Der Jurtenvorstand, d.h. die Frau des Hauses krabbelte wie selbstverständlich am morgen als Erstes unter dem warmen Yakfell hervor, während der Ehemann und die Kinder liegenbleiben. Es war noch zu kalt. Sie heizt den zentral in der Jurte stehenden Ofen an und bereitet den typischen salzigen Yakbuttertee zu. Dazu gibt es dann trockenes Fladenbrot, welches man dann in den fettigen Tee taucht. Übrigens nicht jedermanns Geschmack! Nach solch einem anstrengenden Frühstück legte man sich dann erstmal wieder in die Koje und razte noch ein bis zwei Stündchen, bis der Jurtenvorstand wieder unter dem Yakfell hervorkrabbelte und langsam damit begann das Mittagsmahl zuzubereiten. Sowas konnte dann gerne auch mal  um die 2-3 Stunden in Anspruch nehmen.

Der Ehemann und die Kinder sind nun auch endlich wach. Der Ehemann öffnet die Tür und schreitet mit prüfendem Blick ein oder zweimal um die Jurte. Schaut ob alles in Ordnung ist. Dann setzt er sich vor die Jurtentür, schaut gelassen auf den See und raucht genüsslich einige Zigaretten und wartet auf das Mittagsessen. Zeit spielte in dieser Kultur keine Rolle; spezifische Interessen oder sonstige Aktivitäten schien es im kirgisischen Jurtenalltag nicht zu geben. In den Nachbarjurten verlief das Alltagsleben übrigens in ähnlicher Weise. Nun war es endlich soweit, dass Mittagessen war zubereitet. Nach dem Mahl das obligatorische Mittagsschläfchen. Irgendwann krabbelte dann der Jurtenvorstand wieder unter dem Fell hervor und begann mit der Zubereitung des Abendessens, während der Ehemann sich wieder vor die Jurte setzte und sich die Sonne ins Gesicht scheinen liess. Er sprach ein paar Brocken Englisch, da der gelegentlich vorbeischauende Tourist die finanzielle Haupteinnahme der Familie war. Als ich ihn einmal nach seinen Plänen und Interessen fragte, schien mich nicht richtig zu verstehen zu wollen. So bohrte ich weiter und erinnerte ihn daran, dass es doch erst Nachmittag wäre und ob er den noch etwas vorhabe?

hier ist die globalisierung noch nicht angekommen!

hier ist die globalisierung noch nicht angekommen!

Ja sagte er, natürlich! Er wartet auf das Abendessen und dann will er zu Bett gehen…Um es kurz zu machen, dieser ritualisierte Alltag wiederholte sich die ganzen drei Tage, die ich in dieser Jurte verbrachte. Das einzige worum man sich gelegentlich kümmern musste, waren die Tiere die hoch droben in den Bergen lebten. Man hatte einige Yaks und Ziegen, so alle zwei Wochen fuhr man mit dem Moped hoch zur Alm und schaute nach ob sich nicht etwa ein Schneeleopard oder ähnliches am Familienbesitz  gelabt hatte. So was kam nicht selten vor, sagte man mir – obwohl ich bisher niemanden getroffen habe der je einen dieser seltenen Tiere gesehen hatte!
Das ganze Leben dieser Nomaden erinnerte mich ein wenig an einen guten Freund aus meiner Heimat. Man lässt das Leben einfach an sich vorbeiziehen. Zeit spielte keine Rolle, man hat keine Angst etwas zu verpassen und schien trotzdem zufrieden zu sein?! Auch diese kirgisischen Nomaden schienen zufrieden und glücklich mit ihrem Dasein, der Begriff Langeweile war ihnen fremd, insofern konnten sie sich ja gar nicht langweilen! Alles im Leben ist eben Gewöhnungssache – oder nicht?! Das scheint mir das einzige plausible Erklärungsmodel, anders kann ich mir mit meinen westlich determiniertem Hirn nicht erklären, wie man so ein Leben führen kann!
Karakoram Highway on the chinese side in much better condition than in Pakistan

Karakoram Highway on the Chinese side in much better condition than in Pakistan

karakul-camels

Wie sagte nochmal Homer Simpson, frei zitiert nach einem guten Freund aus meiner Heimat: „Alles was weiter weg ist von mir als 20 Meter lohnt den Aufwand nicht, zu anstrengend!“

 

 

 

 

 

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8. Karimabad – Pakistan

view from the guesthouse

view from the guesthouse

Bin Laden lebt!

Bin Laden lebt!

Hier einige  Bilder aus der Gegend in der ich gerade verweile. Bin z. Zt in Karimabad einem Dorf im  nord-östlichen Himalaya, dass fast ausschliesslich von Ismailis bewohnt wird. Die Ismaelis sind eine muslimische Sekte, die karimabad-girlden Aga Kahn verehren. Dieser wohnt allerdings in Paris und lässt es sich dort mit seinen Rennpferden und Champangner gut gehen.

Anyway die Ismailis sind wohl mit Abstand die modernsten und offensten Muslime. Die Frauen sind kaum verschleiert und man darf sich mit ihnen sogar unterhalten! Und sie lachen sogar, im Mainland Pakistans ist sowas leider selten zu sehen. Hier bei den Ismailis gibt es aus meiner Sicht tatsächlich ernsthafte Ansaetze wie man den Islam für die Zukunft fit machen koennte!

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7. Karakorum – Wie fühlt sich ein Unfall in Pakistan an?

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Heute war es dann endlich soweit, nicht das ich sehnsüchtig darauf gewartet hätte! Dennoch habe ich mich schon so manches mal auf meinen langen Fahrten durch diese Welt gefragt, wie ungewöhnlich es doch ist, dass ich noch nie in einen ernsthafteren Unfall verwickelt wurde? Das sollte sich ändern! Heute morgen bereits um 5.00 Uhr ging die Reise von einem kleinem Bergnest namens Mastuj mit einem Bus nach Gilgit, der mit 20.000 Einwohnern größten Ortschaft  im pakistanischen Himalaya.
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 Anfangs fühlte ich mich auf den nicht asphaltierten Straßen, zwischen den  tiefen Abgründen und Erdrutschen trotz meiner notorischen Höhenangst relaxed und  sicher. Mit einem lauten Knall änderte sich diese trügerische Harmonie, der Bus überschlug sich und blieb auf seiner rechten Längsseite liegen. Das Fahrzeug war vollbesetzt – die Passagiere, das Gepäck inklusive meiner selbst wirbelten wie in einem der besten Actionfilme durch den Innenraum. Schon oftmals habe ich bei solch nervenaufreibenden Fahrten nachgedacht, wie man wohl in so einem entscheidenden Moment denken und fühlen mag? Man sagt ja immer, das ganze Leben zieht nochmal in Sekundenbruchteilen an einem vorbei usw. Alles Schwachsinn, zumindest bezüglich meiner selbst. Nach einer Schreckenssekunde des Schocks, versuchte ich mich bei nebulösem Bewusstsein an etwas zu klammern um mein jämmerliches Leben nicht beenden zu müssen! Und während ich so meine Kapriolen und Purzelbäume durch das Fahrzeuginnere schlug, schrie ich noch aus voller Kehle „fucking Busdriver“.
 Ist doch erstaunlich zu was man alles fähig ist – selbst im Bewusstsein das der Tod sich langsam nähern könnte! Und selbst als der Bus dann endlich zum Stillstand kam und links und rechts von mir in den Sitzen eingeklemmte Leiber kreischten und wimmerten und ich einen immensen Schmerz in meiner linken Schulter verspürte schien mein Zorn auf den Busfahrer nicht nachzulassen. Die Straße war zu diesem Zeitpunkt immerhin schon wieder asphaltiert!
Es dauerte natürlich ne ganze Weile bis sich die Situation im Fahrzeuginneren beruhigte. Bis alle Verletzten inkl. des Gepaeck’s geborgen waren, vergingen gut eine Stunde und länger. Mein Schutzengel hatte mir nochmal das Leben gerettet, andere hatten weniger Glück. Außer einigen Prellungen, Abschürfungen und meiner linken Schulter, die es wirklich richtig erwischt hat (event. Nerv eingeklemmt) bin ich sozusagen glimpflich davon gekommen. Wenn auch keine schöne, dennoch aber interessante Erfahrung! Die Polizei oder Ambulanz ist übrigens nie erschienen. Die schwerer Verletzten sind mit einem zufällig vorbeikommenden Traktor ins nächste Dorf gebracht worden. Ich fragte einen Pakistani der etwas Englisch sprach nach längerer Zeit des Beobachtens, warum den keine Polizei käme? Er zuckte nur lässig mit den Schultern und sagte „…and what, what can they do?“ Ich dachte mir im stillen – er hatte recht! So saßen wir da, wie die Deppen und keiner wusste so richtig was los war und was den kommen würde. So warteten wir drei Stunden bis uns endlich ein Eselskarren einen Lift in nächste Dorf anbot.
 Später stellte sich dann übrigens heraus, dass der Busfahrer das Fahrzeug absichtlich zum kippen gebracht hatte, da die Bremsen nicht mehr funktionierten. Wir hatten gut 60 Sachen drauf und die nächste Kurve hätte er bei der Geschwindigkeit nicht nehmen können. Dann wäre es gut 100 Meter in den Abgrund in den reißenden Fluss gegangen (siehe Bild oben).  Der Busfahrer auf den ich anfangs so wütend war und am liebsten gekillt hätte, hatte also mit seiner instinktiven Handlung unser aller Leben gerettet!
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6. Rumbur – Kalasha Valley in Pakistan

Es ist ein schöner sonniger Morgen, ich sitze hier auf meiner Terrasse mit Blick auf das schöne Kalasha Tal

dscn0850Ich habe gut gefrühstückt und dachte mir gerade bei der letzten Tasse Tee, heut lass ich mal ein wenig den Kulturwissenschaftler raushängen. Schon seit fast einer Woche verweile ich nun hier in Rumbur (eines der drei valleys), als einziges Bleichgesicht bei dem Volk der Kalashas,. Ich schreibe Texte für diesen Blog, lese, zupfe meine Gitarre und trinke hier und da mal ein Gläschen Kalasha Wein. Das übrigens nach fast 7 wöchiger Abstinenz, möchte ich an dieser Stelle betonen. Denn Iran und Pakistan sind ja wie wir wissen trockene Staaten – nur die Kalashas als Nichtmuslime haben das Privileg ihre Gehirnzellen gelegentlich mal rotieren zu lassen! Und noch etwas ist auffällig nach den ganzen islamischen Ländern, die ich bisher durchquert habe um hier her zu gelangen. Man sieht wieder Frauen in der Öeffentlichkeit – und man darf sogar mit ihnen sprechen! Im Mainland von Pakistan hat man manchmal das Gefühl Frauen existieren überhaupt nicht. Zumindest bekommt man sie fast nie zu Gesicht, und wenn dann meist mit einer Burka über das Haupt gestülpt.

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Das Volk der Kalashas lebt verstreut in drei schwer zugänglichen Tälern, hoch droben in den westlichen Ausläufern des Himalayas. Zur afghanischen Grenze sind es von hier aus nur noch 20 Kilometer. Die Kalashas fallen vor allem durch ihr recht europäisches Aussehen auf. Einige von ihnen sind blond und haben einen auffällig hellen Teint. Es gibt bezüglich der Kalashas die unterschiedlichsten Herkunftstheorien . Am meisten gefiel mir die, dass Alexander der Grosse (ca. 350 v. Chr.) bei seinem grossen Feldzug 5 seiner verwundeten Soldaten zurückgelassen haben soll. Die sollen sich dann mit dem hier damals ansässigen Stamm vermischt haben. Islam war zu diesem Zeitpunkt übrigens noch weit weg – Allah schickte seinen Propheten Mohammed erst knapp 900 Jahre später nach Mekka. Leider ist die Kalashakultur heute vom Aussterben bedroht, zählte man um 1900 noch fast 100.000, so gibt es heute nur noch um die 3500 Kalashas. Durch Assimilation, Diskriminierung und Zwangsislamisierung können sie  dem Druck von aussen nur schwer standhalten. Man pflegt eine eigene Sprache und ähnlich wie schon die alten Griechen glauben die Kalashas an verschiedene Götter. D.h. für verschiedene Aspekte des Lebens, wie Familie, schwangere Mütter, Heirat etc., gibt es eine entsprechende Gottheit. Da die Community nur noch ca.3500 Mitglieder zählt, ist jeder auch irgendwie mit jedem verwandt. Man lebt friedlich und bescheiden in diesen abgelegenen Tälern, lebt von Viehhaltung und Landwirtschaft und gelegentlich wird ein Ziegenbock geopfert, um die Götter friedlich zu stimmen.
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Ich hab ja schon einiges auf dieser Welt gesehen und erlebt, aber ein so freundliches und ehrliches Volk wie die Kalashas ist mir bis jetzt nur selten begegnet. Ich wohne bei Engineer Kahn, er ist der Englischlehrer des Dorfes und auch er ist einem Glaesschen Wein nicht unbedingt abgeneigt. Abends sitzen wir auf der Terrasse und palavern und rauchen gelegentlich eine Wundertuete. Da ja alle sind wie gesagt irgendwie miteinander verwandt sind und es auch kein Fernsehen oder Telefon gibt, ist jeden Abend irgendwo ein Sit-Inn angesagt. Ich hab das Gefuehl, dass ich schon das halbe Dorf kenne. Gestern haben wir einen der Dorfbewohner besucht, er wurde vor kurzem von einer Schlange ins Bein gebissen. Sitte im Dorf ist es, dass jeder Bewohner zumindest einmal den Kranken besucht und ein kleines Geschenk bringt. Als wir kamen, war im Haus des Kranken bereits das halbe Dorf versammelt. Bei jedem Neuankoemmling musste der Kranke seine Geschichte vom Schlangenbiss aufs Neue erzaehlen, immer und immer wieder. Die meisten Anwesenden hatten die Geschichte bis dahin wahrscheinlich schon 20 mal oder oefter gehoert. Aber man riss die Augen und den Mund immer wieder erneut auf, als hoerte man das Abenteuer mit der Schlange zum ersten mal, man schuettelte sich vor Lachen – immer wieder aufs neue.

Was mir aber am allermeisten gefallen hat hier bei den Kalashas ist, dass sie nicht wissen wie alt sie sind, man sagt lapidar mein Vater hat es vergessen aufzuschreiben oder er konnte nicht schreiben usw.. Ist das nicht herrlich…und da man ja nicht weiss, wann man geboren ist, feiert man auch keinen Geburtstag! In dieser Hinsicht waere ich doch gern Kalasha, ihr wisst ja um meine Altersprobleme?!

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5. Iran – Fernsehen

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Es ist ein verregneter Nachmittag, ich befinde mich immer noch in den iranischen Bergen nicht weit der Grenze zu Aserbaidschan. Ich habe einen kleinen Fernseher mit 4 Programmen in meinem Zimmer. Im Augenblick spricht gerade der kleine Zornige aus Teheran, so wie sie ihn hier nennen.

Ich spreche von Mahmud Ahmadinedschad, dem iranischen Präsidenten, der neuen Hassfigur des aufgeklärten Westens. Nur Bush jr. macht ihm noch im Augenblick den ersten Platz in den Charts der großen Bösewichte dieser Welt streitig!

 Seltsamerweise habe ich bis jetzt noch keinen Iraner kennengelernt, der etwas von diesem Mann hielt.Dann sympathisierte man doch schon eher mit dem religiösen Führer Khameni, dem eigentlichen Strippenzieher des Landes. Das iranische Fernsehen ist wahrscheinlich eines der langweiligsten auf diesem Planeten, es erinnert ein wenig an das ehemalige sozialistische DDR-Fernsehen. Es gibt viele religiöse Ansprachen und Gesänge, uninteressante Aufklärungssendungen über dies und jenes und vor allem reichlich politische Diskussionen. Im Hintergrund solcher Sendungen befinden sich in der Regel friedliche Symbole wie Blumenkränze oder sich reichenden Hände, deren ausgestreckten Zeigefinger sich kurz vor der Berührung befinden. Eine  heile schöne Welt!

Auch der Kleine aus Teheran ist bei seinen Ansprachen immer von prächtigen Blumenmeeren umringt. Im Hintergrund ist meist ein Transparent zu sehen, dass die schönsten Landschaften des Iran zeigt – ganz nach dem Motto „es gibt kein schöneres und besseres Land zum Leben als das Unsere“! Die Nachrichtensprecherin ist natürlich stets ordentlich verschleiert, so wie sich das gehört. Nicht so wie die weibliche rebellische Jugend der Hauptstadt, die ihr Kopftuch provokativ schon fast wie ein Halstuch trägt. Aber die Sittenpolizei greift seit letzter Zeit auf Anordnung des Zornigen aus Teheran wieder stärker durch. Wenn eine Frau bspw. mehrmals beim nicht ordnungsgemäßen Tragen des Kopftuches erwischt wird, geht es ab für einige Tage ins Erziehungscamp. Die Iraner können einem ein bisschen leid tun, sie langweilen sich. Es gibt kein Entertainment. Langeweile und Nichtunterhaltung werden hier von staatlicher Seite gefordert und gefördert. Keine Bars, keine Diskos, keine Popmusik und dann auch noch langweiliges Fernsehen, dass keiner sehen mag. Keiner soll schließlich auf dumme Gedanken kommen, so hat es der Ayatollah 1979 angeordnet. Am allerbesten sind aber die Kindersendungen. Hier müssen Herr Fuchs und Frau Elster des ehemaligen DDR Fernsehen Pate gestanden haben. Schon von den ersten Gehversuchen an soll begriffen werden, dass es kein besseres Land auf dieser Erde gibt, um seine Kindheit zu verleben als das Iranische.

Alles wimmelt nur so von fröhlichen Wölkchen ,harmonischen Sonnenuntergängen, lachenden Sonnenblumen, bunten Schmetterlingen und summenden Bienen. Alles ist grün und fruchtbar – obwohl das Land zu großen Teilen fast nur aus Wüste besteht. Eigentlich fehlt nur noch der gemütliche grinsende Halbmond mit der Pfeife im Mundwinkel!

Wie schrieb noch mal der Medientheoretiker Siegfried Kracauer in seinem Aufsatz “ Theorie des Films: Die Errettung der äußeren Wirklichkeit „. Die Ideologie eines Staates manifestiert sich in all seinen äußeren Erscheinungen: in seinen Gebäuden, in seinen Bildungsinstitutionen, im Erziehungswesen und nicht zuletzt in seinen öffentlichen Medien.

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4. Masuleh – Frauen im Iran

Ich lernte Mari in Masuleh in den grünen Bergen im Nordwesten des Iran kennen. Sie managte die drei Apartments, die ihr Vater vor einigen Jahren errichtete und wenn man so will die Familie mit dem Notwendigsten versorgte. Sie war hübsch, hatte eine fröhliche Art, war ledig und unerfahren. Mari sprach wenig Englisch. Immer wenn es etwas zu klären gab trug sie bereits das Wörterbuch unterm Arm. Wenn ich dann so auf meinem kleinen Balkon saß und die Gitarre spielte, lauschte sie andächtig unten im Hof und nuschelte unentwegt „very very good“! Weiterlesen

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3. Wie muss es wohl sein wenn einen alle lieben?

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Es gibt ja einige Länder auf diesem  Planeten, in welchem das staatliche Oberhaupt alles daran setzt, einen Gottes- oder Führer ähnlichen Status zu erhalten! Zunächst fällt mir da Kim Jong’s Nordkorea oder Turkbashis Turkmenistan ein. Und auch Saddam Hussein, setzte noch vor kurzem alles daran, dass selbst der ungebildetste Iraker im entlegensten Winkel des Wüstenlandes dessen Schnauzbart kannte.
Auch Syriens Bashar al Assad ist ein großer Liebhaber des Personenkults! Egal auch in welchem Winkel des Landes  man sich befand, man konnte seinem Konterfei nicht entgehen! Riesige Statuen, Transparente und Gemälde in allen Größen, strategisch angebracht an Verkehrskreuzungen und öffentlichen  Gebäuden huldigen seiner Majestät. Ein Restaurant ohne mindestens ein Bild des Präsidenten wäre undenkbar – man würde es wahrscheinlich als Beleidigung auffassen und darin nicht speisen wollen. Assad jr. ist omnipräsent und zwar überall. Einmal habe ich an einer großen Kreuzung in Damaskus über 40 seiner Darstellungen  gezählt!
Aber trotz dieses Personenkultes scheint ihn sein Volk zu lieben. Sie nehmen an der personifizierten Vergötterung teil, indem man Assads‘ Konterfei auf Motorhauben sprüht, er auf T-Shirts getragen wird oder er als  Startbild auf fast allen syrischen Handys und Computern vorzufinden ist.
Assad jr. hat etwas geschafft, was den meisten anderen Führern mit ihrer Personenpropaganda verwehrt blieb! Sein Volk verehrt und liebt ihn wie einen Heiligen. Zumindest ist mir während meiner Reise durch diese gastfreundliche Land Niemand begegnet, der anderer Meinung gewesen scheint! Das ganze musste doch irgendwo einen Haken haben, dachte ich mir. So was kann in einer Diktatur doch nicht möglich sein – oder etwa doch?! Ich studierte also jeden Tag aufmerksam die einzige englischsprachige Zeitung, die Syrien Times. Ich dachte mir vielleicht werden die Menschen hierzulande durch die Printmedien manipuliert. Wie bspw. in Marokko, wo der König in jedem Artikel gehuldigt und gepriesen wird, als gäbe es keinen besseren Menschen auf dieser Welt…