Auf dem Weg nach China machte ich noch mal 2 Tage Stopover auf Don Det, einer Insel im Mekong, im äussersten Süden von Laos, grade mal 30 km von der kambodschanischen Grenze entfernt. Das ganze ist bekannter unter dem Namen 4000 Islands. Ob es so viele sind, sei jedoch dahingestellt. Hier in der Gegend tummelten sich noch ein paar verbliebende Exemplare des Süßwasser Irrawaddy Delfins, eine vom aussterben bedrohte Tierart. Das Leben ist ruhig auf Don Det, alles Shanti oder Tranquillo wie man in der Travellersprache zu sagen pflegt. Ganja ist quasi legal, gibt’s auch als Happy Pizza oder Happy Shake. Man wohnt in gar nicht mehr so billigen, aber einfachen Bambus Hütten und fährt auf geliehenen Bonanzafahrrädern über die steinigen Inselwege.
Alle Artikel in der Kategorie “Reisen”
erlebte Kurzgeschichten aus dem Alltag eines Reisenden….
6. Banlung – Last Flowers To The Hospital
Nach dem sich die Familie anfing über das Brautgeld Gedanken zu machen und die Maschen immer enger wurden, habe ich letztlich in alter Manier die Beine in die Hand genommen und bin erstmal in Kambodschas wilden Nord-Osten geflüchtet! Nach Banlung, Hauptstadt der Provinz Ratanakiri. Ein knapp 25.000 Einwohner zählendes Nest im windigen Nirgendwo, mit staubigen Pisten und streunenden Hunden, die einen von allen Ecken aus ankläfften. Banlung erinnerte von der Atmosphäre ein wenig an eine Westernstadt.
5. just some photos!
4. Ulan Bator – Mongolei
Knapp sechs Wochen sind seit der Fähre von Kiel ins Baltikum vergangen. Es ist Sommer in Ulan-Bator, der laut Wikipedia kältesten Hauptstadt der Welt. Die Sonne scheint, und der Himmel ist strahlend blau. Bei 30 Grad ließ es sich aushalten. Und die neue Kultur wollte ja erst mal inspiziert werden. Beste Voraussetzungen. Ein paar Tage wollte ich bleiben, nach den langen Zugfahrten durch die russische Weite. Weiterlesen
3. Chuschir – Russland
Knapp 80 h dauerte die Fahrt mit dem Zug von Moskau nach Irkutsk und kostete mich knapp 200 Euro in der sogenannten Kupe Klasse. Das ist schon etwas besseres. In der Platzkartnya Klasse, so ne Art Schlafsaal innerhalb eines Wagons, haette die Fahrt nur die Haelfte gekostet – und soll in der Regel auch unterhaltsamer sein. Naechstes Mal!
Die Zeit verging wie im Zug. Hatte leider etwas Pech mit den Fahrgaesten in meinem Abteil. Ein langweiliges sprachloses ignorantes Paar aus Irkutsk, in den 30ern, mit einem selten haesslischen rundgesichtigen Sohn, leistete mir auf der gesammten Strecke von Moskau nach Irkutsk, was eher ungewoehnlich auf solch langer Strecke ist, Gesellschaft. Deshalb verbrachte ich die meiste Zeit im Speisewagen bei teuerem russischen Bier. Nun ja 2 Euro die Einheit, aber man wird ja geizig wenn man unterwegs ist! Die endlose russische Landschaft streifte an mir vorbei. Als passender Soundtrack fuer die Fahrt, hatte sich nicht wie gedacht Radiohead, sondern eine relativ neue Band aus Neu Mexiko mit dem Namen Beirut durchgesetzt. Forks and Knives!
Da gab es vom Fenster aus viel zu sehen. Einsame Doerfer mit unbefestigten Wegen, gesund aussehende fette Kuehe – grassend vor gemuetlich anmutenden Holzhaeusern. Endlose Birkenhaine, endlose Felder, endloser Nadelwald und nochmals Birkenhaine, dann Mischwald und dann wieder einsame Doerfer. So wie man es eben schon in den vielen Transsib Reportagen im Fernsehen gesehen hat!
Durch die enormen Weiten in Russland passierte man verschiedenste Zeitzonen. Wieviele hab ich vergessen. Waren es 6? Das konnte dazu fuehren, dass es ploetzlich um drei Uhr morgens hell war oder es bereits um 3 Uhr nachmittags daemmerte. Die grossen Staedte auf der Transsibstrecke wie bspw. Jekatrinenburg, Omsk oder Nowosibirsk lagen oft unendlich weit auseinander. Oftmals tausende von Kilometern, dazwischen nichts. Die Vereine der russischen Fussballliga werden wohl bei diesen gewaltigen Entfernungen, nur seltenst mit dem Mannschaftsbus zu Auswaertsspielen fahren!
Ca. 6 h auf wellenfoermigem Strassenuntergrund dauerte die Fahrt mit dem Bus von Irkutsk nach Olkhon, der groessten Insel des Baikalsees. Ich wohnte in Chuschir, dem Hauptort der Insel bei Babuschka Olga – inklusive Vollpension. Uebrigens gar nicht mal so billig, so um die 30 Euro die Nacht. Schon wieder ne Olga – tja in Russland heissen die Frauen eben fast alle Olga oder Natascha! Es gab jeden Tag Omul Fisch, der Fisch des Baikals, in allen Variationen. Olga war eine grossartige Koechin. Und das war gut so, den die russische Kueche ist ja ansonsten nicht so beruehmt. Das durfte ich ja immerhin fast einen Monat lang testen.
In Chuschir hatte ich endlich das Gefuehl in Russland angekommen zu sein. Zumindest so, wie es meiner fast krankhaft ewig nach Nostalgie suchenden Imagination entsprach. Hier dominierten noch der Lada, die Mosquitschs und Denjepr Gespanne und nicht wie im Westen des Landes, der Porsche Cayenne. Halbstarke hochwangige blasse Burschen, mit groben Gesichtszuegen machten abends das Dorf unsicher. Indem sie mit kaum fahrtuechtigen Vehikeln und lauter proletarischer Technomusik ueber die nicht asphaltierten Strassen des Dorfes jagten. Es gab fast nur Holzhaeuser und das monatliche Einkommen lag bei kaum mehr als 100 Euro. Alte Babuschkas, die ich leider nicht zu fotografieren wagte, sassen abends eingewickelt in Kopftuechern vor ihren Blockhausern, strickten Pullover fuer den naechsten Winter oder streichelten ihre Katzen.
Der Schiffe im Hafen von Chuschir, an dem es mal zu sozialistischen Zeiten eine Fisch Konservenfabrik gab, rosteten vor sich hin. In Chuschir wohnten hauptsaechlich Russen, waehrend die Ureinwohner, die Burjarten die ethnisch den Mongolen nahestehen in den Nachbardoerfern lebten, die noch aermer waren.
Ach ja und dann wurde vor kurzem die alte Kirche in Chuschir wieder errichtetet. Die muss wohl auch irgendwann mal so einer kommunistsich kulturellen Seauberungswelle zum Opfer gefallen sein. Nun ja, seitdem die Kirche wieder steht, sollen ausserst seltsame Dinge auf Olkhon vor sich gehen. So erzaehlt man sich. So fing das oertliche Saegewerk ploetzlich ohne Grund an zu brennen. Oder ein Auto mit 4 Jugendlichen stuerzte nachts in den Baikalsee und alle Insassen ertranken. Ich fragte die arbeitslose Deutschlehrerin, die gegenueber von Olga wohnte, ob das nicht auch an den vielen herumliegenden Wodkaflaschen gelegen haben koennte? Sie verneinte und meinte, am liebsten wuerden die Einwohner von Chuschir die Basilika wieder weg haben…
2. St. Petersburg – Cuba hostel
Ich hatte mich im Cuba Hostel in der Naehe der Petersburger Champs Elysees, dem Newski Prospekt einquartiert. Von hier aus sollten meine ersten Beobachtungen im Riesenreich Russland beginnen. Einen kleinen Eindruck durfte ich mir ja schon an der lettisch/russischen Grenze verschaffen, als die Grenzer den aus Riga kommenden Zug stuermten, um im Stelzschritt die Paesse zu kontrollieren. Das erinnerte schon ein wenig an einen russischen Agentenfilm, zur Zeit des kalten Krieges!Das Klientel im Cuba Hostel bestand zu meiner Ueberraschung vor allem aus Gelegenheits- und Hobbykommunisten. Der Name des Hostels schien hier Programm: Etwas Millerntor und eine Prise Hafenstrasse. Hier gaben sich diejenigen die Hand, die nochmal ein wenig sozialistische Nostalgie schnuppern wollten – in unserer doch so schnelllebigen Zeit! Der Dresscode wurde im Cuba uebrigens durchaus ernst genommen. Man kleidete sich um der Gesinnung Ausdruck zu verleihen vorwiegend in schwarz. Dazu gerne mal ein passendes olivfarbenes Fidel cap und was das sozialistische Insignien Reservoir sonst noch so her gab. Das etwas fortgeschrittenere member der community traegt (nicht selten um dahinter ein spitzbuebisch grinsendes Milchgesicht zu verstecken) einen franzigen Vollbart. Dieser wird dann nicht selten mit einer grossen intelektuell anmutenden Hornbrille kombiniert. Stilistisch erinnerte mich das etwas, an Jarvis Cookers‘ Fotoshooting zu seinem letzten Album. Wer hatte da eigentlich von wem geklaut? Der etwas weniger stilsichere Cubahostelianer, begnuegte sich schon mit dem stereotypen Che Guevara T-Shirt oder eines Ansteckbutton mit sozialistischem Ikon – um der Zugehoerigkeit zur Peergroup Ausdruck zu verleihen. In der der Lobby, welche von drallen Sprachstudentin Anna aus Omsk geleitet wurde, hangen ueber der Rezeption zwei schlichte Wanduhren. Eine zeigte die Moskauzeit, die andere die die Havanazeit!
Am nahe gelegenen Newski Prospekt wollte man von solch antiquierten Vorstellungen nichts mehr wissen. Hier fand eine andere Party statt. Hier wurde zur Schau gestellt, geklotzt und auf dicke Hose gemacht. Understatement und Konformismus hatten hier keine Aufenthaltsberechtigung. Vom Porsche Chayenne ueber den neusten Lamborgini bis zum umgebauten Sretch Hummer (durch seine Laenge fast unlenkbar) war hier alles vertreten. Geld war scheinbar genug da, unter den neureichen Russen. Man zeigte was man hatte und fuhr den Newski auf und ab – um das Ego bei Laune zu halten. Bei laengerer Betrachtung des ganzen Protzes, hatte ich manchmal das Gefuehl, dass sich unter den Neureichen bereits eine gewisse Irritation und Unsicherheit eingestellt hatte. Welches Fahrzeug den ueberhaupt noch standesgemaess waere – war doch schon alles vertreten?! Reichtum und Bildung, gingen in Russland nebenbei bemerkt nicht unbedingt konform!
Unter der neureichen Schickeria lebte man ganz nach der Praemisse: ‚live your life‘. Nach den Jahrzehnten der Enthaltsamkeit und der staendigen politischen Veraenderungen war der Russe von Natur aus skeptisch. So brachte es ein tschechischer Mitbewohner meines Hostels, der viele Jahre in Petersburg verbrachte auf den Punkt. Politische Stabilitaet, finanzieller Aufschwung usw. koennten jederzeit ein abruptes Ende finden. Also raus mit dem Rubel! Diese Erklaerung schien mir recht adequat!Die russische Seele ist trinkfreudig, wie wir alle wissen. Eine Deutschrussin aus Kasachstan, die ich mal mit meiner Taxe nach Hause bringen durfte, erklaerte mir das folgendermassen: Jede Kultur hat seine Gewohnheiten. Und wenn der Russe mal zum Fruehstuck ne Flasche Wodka trinkt, dann hat das weniger mit saufen zu tun, sondern vielmehr mehr mit einem Brauch. Wie dem auch sei. Dieser alte russische Brauch war tatsaechlich ueberall und zu jeder Tageszeit anzufinden. Der Gescheaftsmann trank laessig an seinem schwarzen 5er BMW lehnend, gerne am fruehen Morgen mal ein Bier. Und die junge freche Natascha im Minirock, schnell noch mal nen Schluck an der Haltestelle, waehrend sie auf den Bus wartete. Boese Blicke Anderer gab es nicht, denn es schien die normalste Sache der Welt. Gorbatschow soll ja waehrend seiner Amtsinhabe viele Brauereinen in Russland ins Leben gerufen zu haben, um die Russen vom Wodka zum doch vertreaglicheren Bier zu konvertieren.
1. getting started
Hi Folks, nach kurzer Stipvisite in der guten alten Heimat ist es bereits wieder soweit. Der Passport ist erneuert und es soll wieder los gehen. Diesmal mit der TransSibirischen über die Mongolei, China nach Südost-Asien. Um meine Kreativität und mangelnde Disziplin etwas unter Druck zu setzen, hab ich mir gedacht, dass ich die Weböffentlichkeit wieder etwas mit meinen unnötigen Texten nerven werde.
Da diese Welt Unsinn zu lieben scheint und viel unnötiges als auch zweifelhaftes wie beispielweise Managerboni, Hedgefonds, Wrestling, Arschgeweihe, gepimpte Autos, Brustimplantate, Gangsta-HipHop aus ihr hervorgehen bzw. vielmehr fester Bestandteil Dieser sind – möchte ich mit dieser Website meinen kleinen Beitrag zum Weltdadaismus abliefern…
…in diesem Sinne
35. Nong Khai – und die Geschichte mit dem Hund
Nong Khai ist eine Kleinstadt im Nordosten Thailands, ungefaehr so gross wie Lueneburg, gelegen am Ufer des Mekongs. Auf der anderen Seite des grossen Flusses ,liegt das weitaus aermere Laos. Von den Riverside-Restaurants der jeweiligen Ufer, kann man sich quasi gegenseitig zuwinken.
Das ruhige beschauliche Nong Khai hatte sich mit der sog. Friendshipbridge, die beide Laender miteinander verbindet vor allem auf den Warenexport in das kommunistisch regierte Lao eingestellt. Ich wollte eine Nacht, in dieser doch eher unspektakulaeren Kleinstadt verbringen. So ein wenig Feldforschung in der Provinz, bevor es weiter Richtung Heimat gehen sollte.
Ich hatte schon seit geraumer Zeit das Gefuehl, dass es an der Zeit war, fuer mich eine kleine Auszeit zu nehmen von meinem Leben „on the road“! Nicht aus finanziellen Gruenden, sondern vielmehr wegen: zuviel gesehen – zuviel erlebt! Alles ist mir zur gewoehnlich geworden – ohne dieses zu wollen. Mein neugieriger Blick schien durch die ganze rumreiserei nicht mehr intakt. Ferner sind die guten alten Adidas Samba Turnschuhe runter, die Nikon Digital Kamera nunmehr voellig am Ende und mein Reisepass voller Stempel und Visa. So voll, dass ich mich vor kurzem selbst kriminalisierte, indem ich sorgfaeltig eines der indonesischen Visa von einer der Seiten des Passes entfernte, um Platz zu schaffen fuer ein Laosvisa. Die anschliessend noch leicht klebrige Seite, auf dem sich das indonesische Einreisedokument befand, versuchte ich anschliessend mit Rasierwasser zu reinigen! Ohne grossen Erfolg muss ich gestehen. Gluecklicher Weise hat es der laotische Konsul nicht gemerkt.
Es war noch frueher Mittag, als ich mit meinem Gepaeck die Guesthouses von Nong Khai nach einem billigen Zimmer abklapperte. Dabei kam ich an einer Bar vorbei. Sie trug den Namen Skandinavian Bakery. An einem der Tische, sassen so um die 10 abgehangene Maenner. Ab 55 Jahre aufwaerts ,mit Schweissperlen auf der Stirn und fettigem Haar – d.h. indem Falle in dem sie noch welche besassen. Ihr Tisch stand voller Bierflaschen und einer der Herren gestaltete sich haesslischer als der andere. Es wird einem in der westlichen Welt ja immer eingeredet, dass innere Schoenheit die eigentliche und wichtigere waere. Diese schien man mir an diesem Tisch aber bereits versoffen zu haben! Recht schnell wurde mir bewusst, dass sich das unspektakulaere Nong Khai wirtschaftlich ein zweites Standbein geschaffen hatte. Expats, sie fuehlten sich wohl hier – nicht zuletzt wegen der Naehe zur Republik Laos – fuer den sogenannten Visarun! Viele betagte Maenner aus der priviligierten Welt hatten sich also hier nieder gelassen, um billig den Rest ihres Lebens zu verbringen. Fuer rund 100 Euro im Monat konnte man sich vor Ort ein Appartment mit allem Komfort mieten. Auch das Essen ist billig und natuerlich gab es wo Nachfrage ist auch Maetraessen. Ein verlockendes Leben also?! Da gab es graumelierte Herren, die fast um 2 Meter gross waren und so dicke Oberarme hatten wie Oberschenkel von Miroslav Klose. Die Plauze ragte oft so weit nach vorne, dass sie ihre Schuhspitzen nicht mehr erkennen konnten. An der Hand hielt man nicht selten ein kleines ca. 1,50 m grosses schokoladenbraunes Maedchen, dass auf Zehenspitzen gehen musste um ueberhaupt an die Hand des westlichen Liebhabers zu reichen! Das sah manchmal schon etwas komisch aus.
Nachdem ich dann in einem lausigen 100 Bhat Zimmer eingecheckt hatte (es mal mal wieder etwas Zeit zu leiden – nach den luxerioesen Behausungen meiner vergangenen Reisewochen ), wollte ich zum oertlichen Bahnhof um mir ein Ticket fuer den Nachtzug am darauffolgenden Tag nach Bangkok zu besorgen. Herauszufinden wo sich dieser befand, gestaltete sich zunaechst schwieriger als gedacht, da die Thais immer noch so schlecht Englisch sprechen wie vor 20 Jahren, als ich dass erste mal im Land des Laechelns war. Der Bhf. lag ca. 4 km ausserhalb des Zentrums von Nong Khai. Ich wollte dort zu Fuss hin. Nicht zuletzt um das Staedtchen naeher kennen zu lernen. Ich lies mir das Wort Bhf. in Thai auf ein Kaertchen schreiben um den Weg zu meinem Ziel besser zu finden. Unglaeubig schuettelten die Thais immer wieder den Kopf, wenn ich sie nach dem Weg fragte. Notorisch zeigte man, um sein Gesicht zu wahren mit dem Finger auf ein Tuk-Tuk. Die Strecke waere doch viel zu weit ohne fahrbaren Untersatz. Eine Strecke die weiter ist als 500 m, wird in Asien nicht zu Fuss gegangen. Ein Phaenomen, dass ich wohl nie ganz verstehen werde. Zu Fuss gehen, ist in Asien eben einfach uncool!
Auf dem Rueckweg vom Bhf. machte ich dann Halt in einem Internetcafe. Neben mir sass ein gepflegter, aelterer, nach Rasierwasser duftender in weissem schicken Hemd gekleideter Franzose. Er machte auf Busineesman, NGO oder UNO-Mitarbeiter. Dieser Typus tritt in den letzten Jahren im haeufiger in das Erscheinungsbild der Touristenszene, so meine Feststellung. Man gibt sich gepflegt, weltmaennisch und macht gerne auf elder statesman. Wohl nicht zuletzt weil die Frauen drauf zu stehen schienen.
Der Franzose giggelte staendig vor sich hin, was nach einer Weile meine Neugierde entfachte. Ich schaute mit meinem linken Auge vorsichtig schielend rueber auf seinen Bildschirm, um herauszufinden worueber sich unser Gentleman denn so amuessierte. Er schaute sich zu meinem erstaunen Videos an, auf denen Tiere auf bestialische Art und Weise zu Tode gequealt wurden. Ich wusste gar nicht das es so etwas gibt, muss aber auch dazu sage , dass ich nie darueber ausfuehrlicher nachgedacht habe!
Ein Hund war da zu sehen, den man an seinen Hinterlaeufen an 2 Haken aufgehaengt hatte. Ein Mann war dabei, Diesem bei lebendigem Leibe das Fell abzuziehen. Das Tier windete sich und jaulte vor Schmerz. Es war eine lange aufwendige Prozedur. Denn so einfach liess sich das Fell des Hundes ohne Hilfmittel wie einem Messer oder aehnlichem nicht von dessen Koerper zu trennen. Das Fell wurde ihm quasi vom Hinterteil aus gesehen ueber die Ohren gezogen. Um das Spektakel scharrten sich Maenner die lachten. Dem Video nach zu urteilen, muss es irgendwo in Zentralasien oder Pakistan gedreht worden sein. Auch unser Franzose schien, je mehr sich das Tier quaelte an Freude zu gewinnen. Irgendwann – nach 5 langen Minuten war es dann endlich so weit. Der Hund war nackt! Er sah aus wie ein Alien aus einem Fantasiestreifen, war aber erstaunlicher Weise immer noch am Leben. Er zuckte noch vor sich hin. Man schmiess das Tier auf den Boden und ein letztes Mal hob die Kreatur ihren Kopf und schaute unglaeubig in die staunende Menge. Dann drehte es langsam seinen Kopf nach links und rechts. Ich hatte ploetzlich das Gefuehl, dass es mich mit seinen traurigen Augen, an denen sich sogar noch die Wimpern sich befanden, anschaute. Es vermittelte mir die Botschaft – warum habt ihr das mit mir gemacht, was hab ich Euch denn getan? Was seit ihr bloss fuer seltsame Wesen ihr Menschen. Dann legte es langsam seinen Kopf zur Seite und verschied. Mir kamen die Traenen (was eher selten passiert) und ich verspuerte in diesem Augenblick einen unglaublichen Hass auf den Franzosen. Dieser hatte das auch mittlerweile schon bemerkt und warf mir einen abfaelligen Blick zu. Nach dem Motto; misch dich nicht in meine Angelegenheiten ein. Er stand auf und verschwand scheinbar befriedigt auf seinem Motorroller. Ich blickte ihm hinterher und aergerte mich, dass ich ihm keines in die Fresse gehauen habe!
Wo befindet sich die Grenze zwischen Toleranz und Zivilcourage? Hier agierte ich ohne Zweifel sicherlich zu feige! Das Video verfolgte mich noch den ganzen Rest des Tages bis tief in die Nacht hinein. Gegen 1 Uhr morgens schlief ich dann endlich in meinem Moskito verseuchten 100 Bhat Zimmer ein.
Diese Leute von Google erfinden doch immer wieder etwas neues:
34. Bangkok – Jigsaw Falling Into Place
Allerspätestens seit es feststeht, dass Barak Obama für die Demokraten im Land der unbegrenzten Möglichkeiten als Präsidentschaftskandidat antritt, fallen die Preise für Anti- Bush T-Shirts auf dem Weltmarkt fast täglich auf ein neues Allzeittief. Die Ware muss vom Markt bevor unser Welt derzeit liebster Bösewicht in Vergessenheit gerät. Die Zeit wird knapp, nur noch 6 Monate bis zur Wahl! Es bleibt also nicht mehr viel Zeit um sich nach einem neuen Teufel umzuschauen…
Es war schon einen seltsame Komik, die sich während (o.k. sie dauert ja noch an) den 2 Bush Legislaturperioden abspielte. Vor allem der Zeitraum, indem die Anti-Bush Hysterie ihren Zenit erreichte…die würde ich so ca. vor 3-4 Jahren einordnen, hatte etwas von Absurdistan. Bush jr. wurde durch seine Sünden und mit Hilfe der Medien zum universellen Prügelknaben der Weltgemeinde – so eine Art Che Guevara des Bösen. Menschen die sich sonst kaum für Politik interessierten trugen plötzlich Anti-Bush T-Shirts. Wenn man nur seinen Namen hörte kam man schlecht drauf, vernahm ich hier und da. Über Bush zu schimpfen war schon ähnlich unverfänglich wie übers gestrige Fußballspiel zu plaudern. Smalltalk – man lag quasi nie falsch und hatte anschließend sogar das Gefühl etwas Gutes getan zu haben. Es wurde uns wohl noch nie so einfach gemacht über Politik zu reden. Mr. Bush war Omnipräsent! Alle anderen Bösewichte auf dieser Welt und von denen gab und gibt es auch heute noch reichlich, kamen durch die Dominanz des amerikanischen Praesidenten fast ungeschoren davon.
Bush erinnerte manchmal an einen ruppigen zornigen Mittelfeldspieler einer Fußballmannschaft, der nur schwer vom Ball zu trennen war, alle Gegner auf sich zog um seinen politischen Mitspielern freien Raum zu gewähren – damit diese unbehelligt einzulochen konnten! Auf meinen letzten zwei Pakistanreisen wurde mir immer wieder versichert, dass hinter jedem Bombenanschlag George W. Bush jr. stecken würde – und Bombenanschläge gab es viele in Pakistan. Man könnte sagen, sie gehören zur Tagesordnung. Ein Moslem würde so etwas nie machen versicherte man mir immer wieder, dass verbiete einem nämlich der Koran. Da waren sich die Pakistanis schon recht sicher! Bush avancierte zu einem politischen Jesus, der ob er wollte oder nicht für alles Unheil auf dieser Welt seinen Kopf hinhalten musste. Über ihn zu schimpfen war sowas wie Buße tun. Man konnte beim Kiosk um die Ecke eine Schachtel Zigaretten klauen. Und wenn man danach über Bush schimpfte, hob sich die Tat quasi wieder auf – sie neutralisierte sich. Das war schon ein Klasse Konzept. Ein Bekannter von mir war im Zuge des Höhepunktes der Anti-Bush Euphorie sogar völlig davon überzeugt, dass Herr Bush auch bei dem mysteriösen Tod von Kurt Cobain seine Finger im Spiel hatte. Obwohl passt das eigentlich zeitlich zusammen, da muss er wohl noch Senator oder Bürgermeister irgendwo in Texas gewesen sein?! Nun ja – früh übt sich!
Wie Schön, dass spätestens im Oktober dieser Unheilbringer von der politischen Bühne komplett abtreten (anders als Putin, der ja über einen gelungenen Streich immer noch am Hebel sitzt) muss. Hoffentlich wird sich die Welt zu einem besseren verändern?! Aber was wird aus Uns, den Medien, den Arbeitsplätzen in der T-Shirt Industrie usw.? Brauchen wir nicht einen neuen Prügelknaben, einen der unsere selbstlose positive Gesinnung untermauern kann? Heißer Tip für alle die nicht solange nachdenken wollen: Wie sieht es den aus mit dem sudanesischen Pol Pot, Präsident Umar al-Baschir – ich gebe zu sein Name lässt sich etwas schwer merken, aber wer etwas Zeit hat und ein wenig recherchiert wird schnell feststellen müssen, dass er es als Bösewicht ohne weiteres mit George W. aufnehmen kann. Oder wie wäre es den mit dem simbabwischen Diktator Robert Mugabe. Über 20 Jahre im Amt und Meister einer Hyperinflation. Seine affenähnliche Physiognomie würde sich doch gut auf jedem T-Shirt machen?!
Halt nein! Bei genauerem Nachdenken sind diese Herren wohl doch nicht so geeignet. Sie sind zwar auch ziemlich böse – aber schwarz! Zu verfänglich, zu viele Konnotationen – nicht uneingeschränkt Alltagstauglich. Zu schnell könnte man mit deren Konterfei in ein falsches Licht geraten. Anderer Vorschlag…wie sieht es den aus mit dem neuen Lebenspartner des italienischen Ex models Carla Bruni, Monsieur Nicolas Sarkozy. Der hat vor nicht allzu langer Zeit doch schon als Innenminister für Furore und steigende Aktienkurse französischer Autohersteller sorgen können!
33. a friend of a devil is a friend of mine…Teil 2
Sehr geehrter Dr. Olaf Rieck,
seit knapp 2 Wochen tapere ich nun schon entlang der Trekkerautobahn von Jiri nach Gokyo – durch die herrliche himalayische Khumbu Region. Welch schoene und erholsame Wanderung! Seit einigen Tagen fuehle ich aber nun ein leichtes Unbehagen in mir. Zuerst wusste ich gar nicht wie dieses Gefuehl entstanden war, aber heute morgen als ich eine hot lemon in meinem Guesthouse schluerfte wurde ich mir der Ursache meines Unwohlseins bewusst. Es waren die unzaehligen Aufkleber der Trekker und Trekkingorganisationen an den Fensterscheiben, die mir in ihrer Fuelle die Sicht nach draussen in die Natur versperrten! Oft gab es kaum noch eine Stelle durch die man hindurchblicken konnte.
Ist das nicht furchtbar Herr Doktor? Da macht man sich so einen weiten beschwerlichen Weg durch die duenne Bergluft des Himalayas und kann von den touristischen Lokalitaeten nicht mehr mal die Gipfel der herrlichen Berge erblicken. Das weitgereiste hungrige Auge nimmt nur noch banale Aufkleber von Malerfirmen, Bierbrauern, Landesflaggen diverser Nationalitaeten und vor allem Logos von profilierungssuechtigen Trekkern wahr. Man hat das Gefuehl man befindet sich in einer Form von postmodernem Neokolonlianismus, den die armen Nepalesen hier vor Ort erdulden mussen. Manchmal ist mir dabei so schlecht geworden, dass mir das Dal Bhat buchstaeblich im Rachen stecken blieb.
Vor allem ihr Aufkleber Herr Dr. Rieck, geriet staendig in mein Blickfeld: „Abenteuer Leben“ musste ich ueberall lesen – muss man promoviert haben um auf so einen Quatsch zu kommen?! Sie verkaufen sich als Abenteuerer und wissen doch genau, dass alles hier auf der nepalischen Trekkerautobahn vollkommen durchorganisiert und vermarktet ist. Von der Pizza zum Schokoladenkuchen bis zur 24 hour open Bar in Namche Bazaar ist alles zu haben! Wollen sie uns etwa fuer dumm verkaufen? Sie wissen doch selbst, dass heutzutage jeder finanzkraeftige Geltungssuechtige auf Leitern den Mt. Everest erklimmen kann, waehrend der arme Sherpa ihm weiter unten das Yaksteak zubereitet. „Brave new world“ um es mit den Worten von Aldous Huxley zu umschreiben.
Alleine 35 Mal ist mir ihr Aufkleber aufgefallen, welch Verschandelung einer so wertvollen Kulturregion. Welch toerichter Narzismus wohnt in Ihnen Herr Dr. Rieck? Sie benehmen sich wie ein raeudiger Kater, der ohne Ruecksicht auf Umwelt und Natur egoistisch sein Revier absteckt! Wissen sie ueberhaupt wieviel Giftstoffe die Herstellung solcher Aufkleber produziert? Nein?! Dann schauen sie bitte schnell mal im Internet nach! Ich glaube Sir Edmund Hillary wuerde sich im Grab umdrehen, wenn er von ihren dummen Jungenstreichen erfuehre!
Ich habe deshalb in Uebereinkunft mit vielen anderen Trekkern beschlossen (mit dem von mir erworbenen Spachtel auf dem Samstagssmarkt in Namche), ihre ueberfluessigen Aufkleber zu entfernen! Ich gehe davon aus, dass sie als gebildeter Mensch meinen Auftrag nach dem lesen dieses Schriebs verstehen werden und dieser auch in ihrem Sinne sein wird? Ach ja, ganz nebenbei bemerkt, kommen sie bitte nicht wieder erneut auf die Idee die Scheiben der jeweiligen Lokalitaeten zu verkleistern, denn ich, als auch andere Umweltschuetzer werden jedes Jahr erneut dafuer Sorgen das diese wieder entfernt werden.
In diesem Sinne – mit freundlichen Gruessen der Robin Hood Der Nepalesischen Fensterscheiben