Da war ich gestern in so einer Bar, Livemusik gab es. Eigentlich war die Auswahl gar nicht so schlecht, etwas Chilli Peppers und Oasis auf Akustik Gitarre. Nach ein paar Bierchen drück ich da mal ein Auge zu. Wir sind ja Weltoffen! Aber dann kam es, meine ganz persönlichen Haß Rockballaden wurden zum besten gegeben – und das im Doppelpack! Das Lonely Planet Publikum bewegte andächtig und bierseelig die Lippen zu den abgedroschenen Melodien von Hotel California der Eagles und Stairway to Heaven von Led Zeppelin und wippte im Takt kollektiv mit den Flip-Flops. Furchtbar, wenn es 2 Stücke gibt, die im Grunde genommen richtiger Scheiß Mainstream sind, aber trotzdem in das Universum der Evergreens, als die besten Rocksongs in die Popgeschichte eingegangen sind, dann sind das diese beiden Gassenhauer. Jeder der ein bischen was von guter Pop Musik versteht, wird mir da recht geben müssen?! Aber zum Thema….
Ich dachte ja immer, dass ich im Zuge meiner Rumtreiberei alle Tricks kenne, wie Einheimische vor Ort versuchen, ahnungslosen Touristen das Geld aus der Tasche zu leiern. Da gibt es z. B. in Neu Delhi einen rafinierten Kniff, indem einem Touristen braunes übelriechendes Zeug mit einer Spritzpistole auf den Schuh gepritzt wird. Das ganze sieht aus wie Schei…! Der Tourist bekommt von der Aktion natürlich nichts mit. Plötzlich taucht ein Schuhputzer auf, schmeißt sich dem erstauntem Touristen vor die Füße, macht diesen hektisch auf das Malheur aufmerksam und beginnt emsig an den Schuhen zu reiben. Das ganze hat natürlich seinen Preis. Nach getaner Arbeit, ist man plötzlich umringt von einem ganzen Battalion von Schuhputzern und der ausstehende Betrag wird über viel Diskussion und Aufruhr, äußerst hartnäckig eingefordert.
Der Milchtrick. Da kommt eine arme verlebte Frau in Kalkutta, mit einem krank aussehendem Baby auf dem Arm daher und jammert: My baby needs milk, please help me Mr.! Nun ja denkt der Tourist, dass geht ja nun gar nicht, ich lebe hier wie die Made im Speck und hier fehlt’s an Milch. Die Dame mit dem Baby führt einen zielstrebig zu einem Shop. Und nein sie bestellt nicht die kleine Milchpackung, sondern unverzüglich den 10 Liter Trockenmilch Eimer der Marke Nestle, der dann in meinem Fall 35 $ kosten sollte. Was sucht eigentlich diese teuere Büchse in diesem Ramschladen? Das ganze ist natürlich abgesprochen und sobald die Zeche gezahlt ist, geht der Pot wieder zurück und der Gewinn wird geteilt – wie auch in den folgenden Beispielen! Der Milchtrick wurde übrigens wegen des großen Erfolges, bis nach Kambodscha exportiert, durfte ich bei meinem letzten Besuch in Siem Reap lernen.
In China gibt es auch einen netten Trick. Hübsche junge Dame spricht einen an, meist in einem Shoppingcentre. Das übliche Geplänkel vorweg: Where you from, what’s your job, etc. Nachdem ein wenig Vertrauen eingekehrt ist, fragt die aparte Kleine, ob man den nicht Lußt hätte einen Tee zu trinken – um sich etwas näher kennenzulernen. Nun ja, Tee ist ja nicht allzu teuer denkt man und laß uns doch mal schauen was draus wird. Es geht dann, auch in diesem Falle zielstrebig in ein nah gelegenes Restaurant. Die Dame gibt sich auf dem Weg äußerst charmant bis geschwätzig.
Etwas stutzig war ich natürlich schon, aber meine Neugier überwog. Als sie gerade bestellen wollte, fragte ich dann doch noch mal schnell, ob ich denn die Karte mal sehen dürfe. Why, sagte sie mit einem angestrengten Lächeln: You don’t trust me? Nun ja: Of course I trust you, but in Germany we always look at the menu before we order, is our custom, you know. Nach einigem Gezetere erscheint nach endlosen Minuten widerwillig die Speisekarte. Der billigste Tee sollte 40$ kosten. Ganz schön teuer dachte ich, die angespannte Kleine meinte wir könnten uns ja ne Kanne teilen?! Ach denk ich, jeder also ne Kanne?! Mal schnell für 100$ Tee trinken?! Kurzum, das nette Mädel mutierte binnen Sekunden zur Furie. Plötzlich war ich ein Drecksack und Geizhals, der man achte darauf „ihre wertvolle Zeit gestohlen habe“. Ist das nicht schön, da will mich jemand übers Ohr hauen und ich stehle dieser Person auch noch die Zeit?! Sie hätte jetzt ihr Gesicht verloren keifte die Hübsche, sie hoffe sie würde mich nie wieder sehen! Hmm. Noch viele hübsche Mädels haben mich nach dieser kleinen Anekdote in Peking angesprochen, um mit mir Tee trinken zu wollen. Seltsam…
Aber gestern nachmittag war es dann endlich soweit, nach mehr als 20 Jahren in der ‚Weltgeschichte rumgondeln‘, wie es meine Mutter immer gerne ausdrückt, tauchte mein ganz persönlicher absoluter Lieblingsscam aus dem Nichts auf. Herrlich…
Romantische Fahrt mit einem kleinen landestypischen Bambusruderboot durch eine verträumte Landschaft im Norden Vietnams. Der kurzgewachsene Bootsfahrer, ein hagerer, netter Reisbauer fängt an während seinen ersten Ruderschlägen mein Vertrauen zu gewinnen. Er zeigt mit seinen knochigen Fingern immer wieder auf einen der zahlreichen Karstberge, murmelte mantramäßig beautiful, während er verschmitzt durch seine fauligen Zahnstumpen lacht. So paddeln wir so dahin, wobei die Taktzahl der Ruderschläge nach kurzer Zeit fast zum erliegen kommt. Er tut kund, dass er ungemeinen Durst hätte. Mist leider ist kein Wasser an Bord. Sein Gesichtsausdruck nimmt an Leiden im Minutentakt zu und mit dünner Stimme fistelt er immer wieder water, water! Schlechtes Gewissen. Komm her ich rudere, sag ich. Need water, water, der Mann drohte zusammen zu brechen. Szene erinnerte mich irgendwie an einen alten Spielfilm, wo jemand in der Wüste am verdursten ist und nach Wasser fleht.
Plötzlich, quasi aus dem Nichts taucht ein anderes Boot gleicher Bauart auf und der Bootsmann schreit uns lauthals entgegen: You want to buy cold water! Das ganze natürlich zu einem absurden Preis. Sogar Snickers hatte er an Bord!