Alle Artikel in der Kategorie “2008-2009: Auf dem Landweg nach Sumatra

Eine Reise mit öffentlichen Verkehrsmittel, über Iran, Pakistan, China, Südostasien nach Sumatra

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6. Rumbur – Kalasha Valley in Pakistan

Es ist ein schöner sonniger Morgen, ich sitze hier auf meiner Terrasse mit Blick auf das schöne Kalasha Tal

dscn0850Ich habe gut gefrühstückt und dachte mir gerade bei der letzten Tasse Tee, heut lass ich mal ein wenig den Kulturwissenschaftler raushängen. Schon seit fast einer Woche verweile ich nun hier in Rumbur (eines der drei valleys), als einziges Bleichgesicht bei dem Volk der Kalashas,. Ich schreibe Texte für diesen Blog, lese, zupfe meine Gitarre und trinke hier und da mal ein Gläschen Kalasha Wein. Das übrigens nach fast 7 wöchiger Abstinenz, möchte ich an dieser Stelle betonen. Denn Iran und Pakistan sind ja wie wir wissen trockene Staaten – nur die Kalashas als Nichtmuslime haben das Privileg ihre Gehirnzellen gelegentlich mal rotieren zu lassen! Und noch etwas ist auffällig nach den ganzen islamischen Ländern, die ich bisher durchquert habe um hier her zu gelangen. Man sieht wieder Frauen in der Öeffentlichkeit – und man darf sogar mit ihnen sprechen! Im Mainland von Pakistan hat man manchmal das Gefühl Frauen existieren überhaupt nicht. Zumindest bekommt man sie fast nie zu Gesicht, und wenn dann meist mit einer Burka über das Haupt gestülpt.

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Das Volk der Kalashas lebt verstreut in drei schwer zugänglichen Tälern, hoch droben in den westlichen Ausläufern des Himalayas. Zur afghanischen Grenze sind es von hier aus nur noch 20 Kilometer. Die Kalashas fallen vor allem durch ihr recht europäisches Aussehen auf. Einige von ihnen sind blond und haben einen auffällig hellen Teint. Es gibt bezüglich der Kalashas die unterschiedlichsten Herkunftstheorien . Am meisten gefiel mir die, dass Alexander der Grosse (ca. 350 v. Chr.) bei seinem grossen Feldzug 5 seiner verwundeten Soldaten zurückgelassen haben soll. Die sollen sich dann mit dem hier damals ansässigen Stamm vermischt haben. Islam war zu diesem Zeitpunkt übrigens noch weit weg – Allah schickte seinen Propheten Mohammed erst knapp 900 Jahre später nach Mekka. Leider ist die Kalashakultur heute vom Aussterben bedroht, zählte man um 1900 noch fast 100.000, so gibt es heute nur noch um die 3500 Kalashas. Durch Assimilation, Diskriminierung und Zwangsislamisierung können sie  dem Druck von aussen nur schwer standhalten. Man pflegt eine eigene Sprache und ähnlich wie schon die alten Griechen glauben die Kalashas an verschiedene Götter. D.h. für verschiedene Aspekte des Lebens, wie Familie, schwangere Mütter, Heirat etc., gibt es eine entsprechende Gottheit. Da die Community nur noch ca.3500 Mitglieder zählt, ist jeder auch irgendwie mit jedem verwandt. Man lebt friedlich und bescheiden in diesen abgelegenen Tälern, lebt von Viehhaltung und Landwirtschaft und gelegentlich wird ein Ziegenbock geopfert, um die Götter friedlich zu stimmen.
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Ich hab ja schon einiges auf dieser Welt gesehen und erlebt, aber ein so freundliches und ehrliches Volk wie die Kalashas ist mir bis jetzt nur selten begegnet. Ich wohne bei Engineer Kahn, er ist der Englischlehrer des Dorfes und auch er ist einem Glaesschen Wein nicht unbedingt abgeneigt. Abends sitzen wir auf der Terrasse und palavern und rauchen gelegentlich eine Wundertuete. Da ja alle sind wie gesagt irgendwie miteinander verwandt sind und es auch kein Fernsehen oder Telefon gibt, ist jeden Abend irgendwo ein Sit-Inn angesagt. Ich hab das Gefuehl, dass ich schon das halbe Dorf kenne. Gestern haben wir einen der Dorfbewohner besucht, er wurde vor kurzem von einer Schlange ins Bein gebissen. Sitte im Dorf ist es, dass jeder Bewohner zumindest einmal den Kranken besucht und ein kleines Geschenk bringt. Als wir kamen, war im Haus des Kranken bereits das halbe Dorf versammelt. Bei jedem Neuankoemmling musste der Kranke seine Geschichte vom Schlangenbiss aufs Neue erzaehlen, immer und immer wieder. Die meisten Anwesenden hatten die Geschichte bis dahin wahrscheinlich schon 20 mal oder oefter gehoert. Aber man riss die Augen und den Mund immer wieder erneut auf, als hoerte man das Abenteuer mit der Schlange zum ersten mal, man schuettelte sich vor Lachen – immer wieder aufs neue.

Was mir aber am allermeisten gefallen hat hier bei den Kalashas ist, dass sie nicht wissen wie alt sie sind, man sagt lapidar mein Vater hat es vergessen aufzuschreiben oder er konnte nicht schreiben usw.. Ist das nicht herrlich…und da man ja nicht weiss, wann man geboren ist, feiert man auch keinen Geburtstag! In dieser Hinsicht waere ich doch gern Kalasha, ihr wisst ja um meine Altersprobleme?!

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5. Iran – Fernsehen

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Es ist ein verregneter Nachmittag, ich befinde mich immer noch in den iranischen Bergen nicht weit der Grenze zu Aserbaidschan. Ich habe einen kleinen Fernseher mit 4 Programmen in meinem Zimmer. Im Augenblick spricht gerade der kleine Zornige aus Teheran, so wie sie ihn hier nennen.

Ich spreche von Mahmud Ahmadinedschad, dem iranischen Präsidenten, der neuen Hassfigur des aufgeklärten Westens. Nur Bush jr. macht ihm noch im Augenblick den ersten Platz in den Charts der großen Bösewichte dieser Welt streitig!

 Seltsamerweise habe ich bis jetzt noch keinen Iraner kennengelernt, der etwas von diesem Mann hielt.Dann sympathisierte man doch schon eher mit dem religiösen Führer Khameni, dem eigentlichen Strippenzieher des Landes. Das iranische Fernsehen ist wahrscheinlich eines der langweiligsten auf diesem Planeten, es erinnert ein wenig an das ehemalige sozialistische DDR-Fernsehen. Es gibt viele religiöse Ansprachen und Gesänge, uninteressante Aufklärungssendungen über dies und jenes und vor allem reichlich politische Diskussionen. Im Hintergrund solcher Sendungen befinden sich in der Regel friedliche Symbole wie Blumenkränze oder sich reichenden Hände, deren ausgestreckten Zeigefinger sich kurz vor der Berührung befinden. Eine  heile schöne Welt!

Auch der Kleine aus Teheran ist bei seinen Ansprachen immer von prächtigen Blumenmeeren umringt. Im Hintergrund ist meist ein Transparent zu sehen, dass die schönsten Landschaften des Iran zeigt – ganz nach dem Motto „es gibt kein schöneres und besseres Land zum Leben als das Unsere“! Die Nachrichtensprecherin ist natürlich stets ordentlich verschleiert, so wie sich das gehört. Nicht so wie die weibliche rebellische Jugend der Hauptstadt, die ihr Kopftuch provokativ schon fast wie ein Halstuch trägt. Aber die Sittenpolizei greift seit letzter Zeit auf Anordnung des Zornigen aus Teheran wieder stärker durch. Wenn eine Frau bspw. mehrmals beim nicht ordnungsgemäßen Tragen des Kopftuches erwischt wird, geht es ab für einige Tage ins Erziehungscamp. Die Iraner können einem ein bisschen leid tun, sie langweilen sich. Es gibt kein Entertainment. Langeweile und Nichtunterhaltung werden hier von staatlicher Seite gefordert und gefördert. Keine Bars, keine Diskos, keine Popmusik und dann auch noch langweiliges Fernsehen, dass keiner sehen mag. Keiner soll schließlich auf dumme Gedanken kommen, so hat es der Ayatollah 1979 angeordnet. Am allerbesten sind aber die Kindersendungen. Hier müssen Herr Fuchs und Frau Elster des ehemaligen DDR Fernsehen Pate gestanden haben. Schon von den ersten Gehversuchen an soll begriffen werden, dass es kein besseres Land auf dieser Erde gibt, um seine Kindheit zu verleben als das Iranische.

Alles wimmelt nur so von fröhlichen Wölkchen ,harmonischen Sonnenuntergängen, lachenden Sonnenblumen, bunten Schmetterlingen und summenden Bienen. Alles ist grün und fruchtbar – obwohl das Land zu großen Teilen fast nur aus Wüste besteht. Eigentlich fehlt nur noch der gemütliche grinsende Halbmond mit der Pfeife im Mundwinkel!

Wie schrieb noch mal der Medientheoretiker Siegfried Kracauer in seinem Aufsatz “ Theorie des Films: Die Errettung der äußeren Wirklichkeit „. Die Ideologie eines Staates manifestiert sich in all seinen äußeren Erscheinungen: in seinen Gebäuden, in seinen Bildungsinstitutionen, im Erziehungswesen und nicht zuletzt in seinen öffentlichen Medien.

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4. Masuleh – Frauen im Iran

Ich lernte Mari in Masuleh in den grünen Bergen im Nordwesten des Iran kennen. Sie managte die drei Apartments, die ihr Vater vor einigen Jahren errichtete und wenn man so will die Familie mit dem Notwendigsten versorgte. Sie war hübsch, hatte eine fröhliche Art, war ledig und unerfahren. Mari sprach wenig Englisch. Immer wenn es etwas zu klären gab trug sie bereits das Wörterbuch unterm Arm. Wenn ich dann so auf meinem kleinen Balkon saß und die Gitarre spielte, lauschte sie andächtig unten im Hof und nuschelte unentwegt „very very good“! Weiterlesen

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3. Wie muss es wohl sein wenn einen alle lieben?

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Es gibt ja einige Länder auf diesem  Planeten, in welchem das staatliche Oberhaupt alles daran setzt, einen Gottes- oder Führer ähnlichen Status zu erhalten! Zunächst fällt mir da Kim Jong’s Nordkorea oder Turkbashis Turkmenistan ein. Und auch Saddam Hussein, setzte noch vor kurzem alles daran, dass selbst der ungebildetste Iraker im entlegensten Winkel des Wüstenlandes dessen Schnauzbart kannte.
Auch Syriens Bashar al Assad ist ein großer Liebhaber des Personenkults! Egal auch in welchem Winkel des Landes  man sich befand, man konnte seinem Konterfei nicht entgehen! Riesige Statuen, Transparente und Gemälde in allen Größen, strategisch angebracht an Verkehrskreuzungen und öffentlichen  Gebäuden huldigen seiner Majestät. Ein Restaurant ohne mindestens ein Bild des Präsidenten wäre undenkbar – man würde es wahrscheinlich als Beleidigung auffassen und darin nicht speisen wollen. Assad jr. ist omnipräsent und zwar überall. Einmal habe ich an einer großen Kreuzung in Damaskus über 40 seiner Darstellungen  gezählt!
Aber trotz dieses Personenkultes scheint ihn sein Volk zu lieben. Sie nehmen an der personifizierten Vergötterung teil, indem man Assads‘ Konterfei auf Motorhauben sprüht, er auf T-Shirts getragen wird oder er als  Startbild auf fast allen syrischen Handys und Computern vorzufinden ist.
Assad jr. hat etwas geschafft, was den meisten anderen Führern mit ihrer Personenpropaganda verwehrt blieb! Sein Volk verehrt und liebt ihn wie einen Heiligen. Zumindest ist mir während meiner Reise durch diese gastfreundliche Land Niemand begegnet, der anderer Meinung gewesen scheint! Das ganze musste doch irgendwo einen Haken haben, dachte ich mir. So was kann in einer Diktatur doch nicht möglich sein – oder etwa doch?! Ich studierte also jeden Tag aufmerksam die einzige englischsprachige Zeitung, die Syrien Times. Ich dachte mir vielleicht werden die Menschen hierzulande durch die Printmedien manipuliert. Wie bspw. in Marokko, wo der König in jedem Artikel gehuldigt und gepriesen wird, als gäbe es keinen besseren Menschen auf dieser Welt…

2. Rumänien

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Nach Polen, der Slowakai und Ungarn bin ich jetzt in Rumänien – und es hat sich doch noch mal etwas getan! Etwas reizvolles, was Rumänien vom Rest des slawischen Ostens unterscheidet.  Das Ganze erinnert mich irgendwie an ein Kuba ohne Palmen:  tiefe Schlaglöcher, aufgerissene Bürgersteige, scharrende Hühner und Ziegen auf Bahnhofsgleisen, verwegen aussehende Gypsyburschen, die am Bahnsteig um dich herumlungern und dir irgendwie vermitteln „Pass auf dein Gepäck auf!“

 

Alte aus sozialistischer Produktion stammende Renaults und Fiats – die vor maroden Häuserwänden vor sich hinvegetieren. Storchenklappern auf Schornsteinen mitten in der Grossstadt, streunende Hunde everywhere, bettelnde vom Kapitalismus zurückgelassene Babuschkas eingewickelt in bunte Kopftücher, ein buntes Völkergemisch – etliche Gesichter übrigens dabei, die wir von der Physiognomie her zunächst als kriminell einstufen würden. Unberührte wilde Landschaften ohne Hochspannungsmasten und Windparks.  Züge, die fast so langsam fahren wie die in Burma……(80 km – Bukarest nach Russe einem Ort an der bulgarischen Grenze in 7h)! Hier gibt es  noch so ein Hauch von Indien und das mitten in der EU!

 

 

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1. Jetzt geht’s los…,

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…nun schon ne ganze Weile unterwegs und endlich versuch ich jetzt mal ein paar Texte ins Netz zu stellen. Bis das ganze richtig losgeht, muss ich mich aber erst mal mit dieser verdammten Technik auseinandersetzen.

Tja es ist schon nicht ganz einfach, wenn man nicht mit der Computergeneration aufgewachsen ist. Na ja dafür hatten wir schöne unbekümmerte Kindheiten ohne diesen ganzen Gen- und Technik Schnickschnack, dass ist doch auch was wert oder nicht? Ach ja und -wie ihr unschwer sehen könnt,  mehr Falten hab ich auch bekommen!