einer der unzähligen checkpoints auf dem weg nach Lahsa
Angekommen in Lhasa, nach dem wohl haertesten Reiseabschnitt meiner beinahe 20jährigen Reisekarriere. Mehr als 2500km auf staubiger und holpriger Piste , ging es von der alten Seidenstrassenstadt Kashgar durch das karge westtibetische Hochland . Nun bin ich endlich angekommen auf dem sog. ‚Dach der Welt‘.
tibetan village
3 Wochen lang ging es durch duenn besiedeltes Niemandsland, vorbei am heiligen Kailash und an korrupten Polizeicheckpoints, an Doerfern, die auf keinem GPS verbucht sind und unzaehligen Yakherden. Leider gab es kaum oeffentlichen Transport, was oft hiess: Daumen raus und warten, Stunden manchmal Tage, gezahlt werden musste letztlich aber trotzdem und das zu hoechst inflationaeren Preisen. Aber irgendwie mussten ja auch die Polizisten der Checkpoints ihre Familien ernaehren! Wenn man dann endlich mal ein Vehikel ergattern konnte, liess einen der Fahrer um kein Risiko einzugehen, 5 km vor dem Checkpost raus und man musste laufen. Sie hatten Angst um ihren Fuehrerschein…man wollte hier in Tibet keinen Individualtourismus. Das ganze Abenteuer spielte sich dabei zwischen 4000 und 5000 Metern Hoehe ab (da zaehlt jedes Bier doppelt!), keine Duschen oder Toiletten, und fast jeden Tag Nudelsuppe.
Aber der alte Hobo will sich ja nicht beklagen, er hat sich die Tortur ja schliesslich selbst ausgesucht! Seit einigen Tagen verweile ich nun schon in Lhasa, der ehemaligen Residenz des Dalai Lamas, von wo er Ende der 50er Jahre nach Indien ins Exil geflohen war, nachdem die Chinesen einmarschierten.
Ich hatte meine Erwartungen bezueglich der Stadt vor meiner Ankunft bereits niedrig angesetzt! Mir war bewusst, dass das heutige Lhasa nicht mehr so aussehen konnte wie es Heinrich Harrer in seinen 7 Jahren in Tibet gesehen hatte. Ich hatte es mir sogar, um ehrlich zu sein, um einiges schlimmer vorgestellt. Man hatte immerhin (sicherlich nicht zuletzt aus oekonomischen Gruenden) einen Teil der Altstadt stehen lassen und natuerlich auch das Potala, den ehemaligen Palast der Lamas. Heute leider nur noch steriles Museum, das mit 10 Euro Eintritt pro Nase ne nette Steuereinnahme ist. Aber dennoch, es gab sie noch, hier und da, die kleinen versteckten Seitengassen, wo man, wenn man die Augen zusammenkniff, das alte mystische Lhasa noch spueren konnte. Natuerlich drehte sich in Lhasa alles um den Tourismus. Oktoberfeststimmung: Souviniershops, Travelagencies mit gesalzenen Preisen sowie die unzaehligen Reisebusse bestimmten das Strassenbild. Reisegruppen aus aller Herren Laender watschelten wie Enten an einer Schnur gezogen hinter ihrem Hirten her, der die jeweilige Landesflagge emporhielt, damit keiner verloren ging. Und dann waren da ja auch noch die vielen reichen Chinesen von der Ostkueste, die seit es die Bahnverbindung nach Lhasa gab, von Tibet wie die Motten vom Licht angezogen wurden.
Vor dem Potala konnte man sich in tibetischer Tracht von Fotografen ablichten lassen oder auf einem Yak reiten. Und speatestens dann verspuerte man es doch, was die Magazine und Feuilletons gerne als „Disneyfied“ bezeichneten – wenn sie ueber Lhasa schrieben! Vor dem Potala hatte die Regierung zentral die chinesische Flagge platziert! Bei einer Aufnahme der Fassade des Palastes konnte man ihr nicht entgehen, sie tauchte unweigerlich auf jedem Foto auf. Schliesslich sollte es keine Missverstaendnisse geben zu welchem Land die architektonische Meisterleistung gehoerte! Wenn man in Lhasa in einem der Internetcafes einen Computer anschaltet, heisst es dann in blumigen Worten auf dem Startbild vor grandioser schneebedeckter Himalayakulisse „Welcome to our Chinese Tibet“!Sobald man die touristsische Altstadt verliess, befand man sich wieder in einer anderen Welt. Die breiten Boulevards mit ihren protzigen Neubauten, die riesigen Supermaerkte und Edelboutiqen sowie die ueberdimensionalen Leuchtreklamen liessen schon fast an Shanghai oder Tokio denken.
die ehemalige Residenz des Dalai Lama
Gleich hinterm dem lausig in die Neustadt integriertem Potala begann dann auch schon das Vergnuegungsviertel fuer die zahlungskraeftigen chinesischen Touristen, mit den ganzen Errungenschaften der reichen Ostkueste wie Karaoke, opulenten Massagepalaesten und allem, was sonst noch so dazugehoerte. Am aeussersten Ende im Westen und Osten der Stadt, hatte man eifelturmartige Konstruktionen errichtet, die mit ihrem fluorisierenden Licht die noch junge Skyline des naechtlichen Lhasa bestimmen sollten. Ueberall wurde gehaemmert und gebaut. Lhasa wurde umgebaut und sollte wie viele andere Stadte, in denen Minoritaeten lebten, der chinesischen Leitkultur entsprechen. Organisierte Assimilation nach Zehnjahresplan!?
Im Grunde genommen ist ja an Modernisierung nichts auszusetzen, wir wollen ja alle besser leben, nur leider hatte man hier in Lhasa das Gefuehl, dass die Modernisierung nicht zugunsten der Tibeter verlaeuft! Eine Statistik laesst so etwas zumindest vermuten: Mehr als 2/3 aller Unternehmungen und Geschaefte in Lhasa befinden sich bereits in chinesischer Hand!
der ganze Stolz des Riesenreichs, die Hightech Bahn von Lahsa an die reiche Westküste. Von Lahsa nach Peking in 48 Stunden...
interesting usbek fashion seen on Karakoram highway...
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