Eine Reise mit öffentlichen Verkehrsmittel, über Iran, Pakistan, China, Südostasien nach Sumatra
Fangen wir das Thema einfach mal so an – Gedanken ohne Antworten zu geben, da sonst der Text zu lang wird: Warum muessen die Mitarbeiter von Hilfsorganisationen eigentlich immer in den besten und teuersten Gebaeuden ihre klimatisierten Bueros einrichten? Warum muessen Sie immer in den komfortabelsten Wohnungen und Haeuser in den besten Vierteln der Stadt residieren? Und warum muss man immer in den neusten und teuersten Fahrzeugen unterwegs sein? Welch eine Geldverschwendung! Sind Hilfsorganisationen nicht zuallererst da um zu helfen? Man fragt sich manchmal was von den Spendengeldern ueberhaupt noch an der Basis ankommt! Hier muessen aus meiner Sicht auf jeden Fall bessere Kontrollmechanismen geschaffen werden! Warum hat man das Gefuehl das sich in Laendern wie Laos, Kambodscha oder Krisenregionen wie Banda Ache in Sumatra usw. sich nichts bewegt – ausser vielleicht den Mietpreisen, die nach oben schiessen sobald das arrogante Pack auf den Plan tritt. Und glaubt mir NGO-Mitarbeiter haben oftmals wirklich die Arroganz gefressen!
In Amit Gilboa’s Buch „Off the Rails in Phnom Penh“ wird auf einer Seite beschrieben, dass es den UNO Mitarbeitern Mitte der 90er Jahre von hoeherer Stelle aus verordnet wurde ihre auffaelligen weissen Vehikel mit dem blauem Emblem nicht mehr unmittelbar vor den Bordellen zu parken. Man hatte letztlich einen guten Ruf wahren – und irgendwo mussten die Spendengelder schliesslich herkommen. Am schlimmsten werden in Gilboa’s Lektuere die „Bulgarians“ beschrieben. Sie erhielten von den Einheimischen und den Expat’s den Spitznamen „the Vulgarians“ fuer ihren besonders ausschweifenden Lebensstil und vor allem weil sie selten ihre Maedels nach verichteter Arbeit bezahlten! Weiter im Kontext: Warum fahren eigentlich Polizisten in Kambodscha, die gerade mal 50US$ im Monat verdienen einen Mercedes 500 SEL, Bj. 2007? Hab ich wirklich oft genug gesehen! Kambodscha ist wohl eines der aermsten Laender Suedostasiens, aber soviele Hummerjeeps wie in Phnom Penh hab ich noch nirgendwo auf meinen Reisen gesehen. Vielleicht gibt es mehr in Hollywood oder Beverly Hills?!
Hummers‘ sind diese ueberbreiten Jeeps, die kaum auf eine normale Fahrbahn passen und vor allem durch ihren Einsatz im Irakkrieg an Beliebtheit gewonnen haben. Sowas wie ne rollende protzige uneinehmbare Festung. Mittlerweile gehoeren sie zum Fuhrpark eines jedem Rappers der etwas auf sich haelt. Ich glaube der kleinste Hummer kostet in der Grundausstattung mindestens so um die 150.000US$. Einmal erzaehlte mir ein Journalist, dass in Kambodscha in den letzten 20 Jahren so viel Hilfsgelder versickert sind, dass jeder Einwohner des kleinen Landes mittlerweile ein Millionaer sein koennte?! Das konnte ich nicht ueberpruefen und halte ich auch fuer etwas uebertrieben, dennoch eine interessante nicht ganz abwegige These – wenn man treiben hier vor Ort ne Weile studiert.
Seit einigen Tagen häng ich nun am Lake Toba ab und bin entsprechend dem Titel meines Blogs quasi „angekommen“! D. h. am südlichsten Punkt meiner Überlandreise. Von Lüneburg bis nach Sumatra, der fünftgrößten Insel der Welt dauert es demzufolge mit öffentlichen Verkehrsmitteln, wenn man sich soviel Zeit läßt wie ich rund 260 Tage! Nach Australien ist von hier uebrigens nicht mehr weit. Vor rund 20 Jahren, auf meiner ersten großen Tour war ich schon mal am Toba, dem größten See Südostasiens mit einer Oberfläche von 1700 Quadratkilometern. Im Grunde genommen handelt es sich hier um einen erloschenen Vulkankrater, gelegen auf 900 Metern Höhe. Damals war der Danau Toba (Batak) eines der beliebtesten Reiseziele. Damals als Hippie sein und Dreadlocks noch angesagt waren!
Schon seit vielen Jahren verirrt sich nur noch selten ein Tourist hierher – aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen?! Am Tsunami kann es nicht gelegen haben, auch die ständigen Unruhen in Banda Ache im Norden Sumatras dürften nicht ausschlagebend sein. Selbst an den verschärften Visaregularien Indonesiens, die seit 5 Jahren gelten kann es nicht liegen, denn die Packers bleiben hier schon seit fast anderthalb Dekaden aus! Der Toba ist ein Paradies ohne Touristen, was eine seltsame verwaiste Atmosphäre entstehen lässt. Hotels stehen leer, Restaurants und was es sonst noch so für uns Touristen gibt dämmern ohne Klientel vor sich hin. Das Klima ist angenehm (tagsüber T-Shirt, abends Jäckchen), die Leute sind nett und von der Natur könnt ihr euch ja anhand der Fotos selbst ein Bild machen. Und da gibt es noch etwas auffälliges hier vor Ort – man hat das Gefühl fast alle Frauen wollen einen heiraten. Und viele sind schon gen Westen verheiratet worden. Allein in meinem Guesthouse sind 2 oder 3 Familiensprösslinge Ehefrauen von Europärn geworden und das ist hier auf Samosir kein Einzelfall, sondern Normalität.
Die Insel Samosir, angeblich „the world’s biggest island within an island“ ist die Heimat der Toba Bataks. Es gibt 6 verschiedene Batak-Gruppen mit eigener Sprache (d.h. nicht Bahasa, die indonesische Landessprache), die hier verstreut rund um den See leben. Einst waren die Bataks Kannibalen – bis ins 20 Jhd. hinein. Deswegen werden sie von den Moslems auch Bataks (Fleischfresser) genannt. Die Bataks glaubten an eine Teilung des Universums, an verschiedene Königreiche der Götter, übelwollende Geister und wie bereits erwähnt wurden Gefangene nicht als Menschen betrachtet, sondern als ausgezeichnete Speise. Heute sind die meisten Bataks bekennende Christen, an jeder Ecke der Insel Samosir sind dementsprechend Kirchen vorzufinden.
Der Lake Toba – ein Paradies ohne Touristen!
…bin zur Zeit in Vientiane/Laos meiner Lieblingscapitale im suedostasiatischen Raum. Hier ist es ruhig, es gibt kaum Verkehr und die Leute sind wohl die freundlichsten der Welt. Alles geht seinen sozialistischen Gang, ja wenn man will kann man den Laoten beim Gehen die Schuhsohlen erneuern! Bin immer noch etwas schreibfaul, ihr wisst ja der ganze Stress…was ess ich heut und vor allem wo!? Ja das Leben ist schon manchmal nicht ganz einfach…diese ganzen Entscheidungen und Fehlentscheidungen des Lebens wollen genaustens ueberdacht werden!
Hier in Vientiane ist die Zeit stehen geblieben und die alten franzoesischen Heauschen und Villen rotten so vor sich hin.Natuerlich tut sich auch hier etwas…aber wenn man das ganze treiben hier vor Ort mit Metropolen wie Bangkok, Hanoi oder Kuala Lumpur etc. vergleicht, findet man sich wie in einem groesseren Dorf wieder. Es ist Trockenzeit, der Mekong der Laos und Thailand voneinander trennt hat sich weit ins innerste seines breiten Flussbettes zurueckgezogen und ja es ist angenehm kuehl.
Morgen ist der 31te 12te 2007, das neue Jahr wird eingelaeutet – ich hab mir ein Karte fuer die Kop Dschai Do Bar gekauft…..Buffet, Trinken ink. und einige laotische Rockbands sorgen bei 8 Euro Eintritt dafuer, das keine Langeweile aufkommt – bin ja mal gespannt…ab 1.00 p.m. beginnt dann die landesweite Sperrstunde – Sozialismus ebend! Frohes Neues Jahr…
…da war es mal wieder dieses boese Gefuehl, das sich hin und wieder in meinem kleinen Hirn breit machte?! Viele Menschen schieben solch boese Gedanken ja gerne auf ihre verkorxte Kindheit – ich sehe es aber eher als eine Reflexion meiner erlebten Realitaet. Ich war an diesem Morgen scheinbar mit dem falschen Fuss aufgestanden, ich befand mich in Siem Reap/Kambodscha, einer der Touristenhochburgen hier in Suedostasien. Ich war gerade auf dem Weg zu einem passablen Fruehstuecksplaetzchen und war bei jedem Schritt zunehmend genervter von all diesen ganzen Farangs (Langnasen), die sich hier tummelten wie Fliegen um ein Stueck Scheisse.
Siem Reap ist Ausgangsort fuer eines der groessten architektonischen Wunder unseres Planeten! Die Khmer Tempelanlage Ankor Wat, die vor einigen Jahren auch als Kulisse fuer die Hollywoodproduktion Tomb Rider mit Angelina Jolie in ihrer Rolle als das Superweib Lara Croft diente. Seit einiger Zeit kann man sogar vom ehemaligen Travellerkleinod Koh Samui in Thailand (o.k. das ist schon ne Weile her!) direkt nach Siem Reap fliegen. Die Stadt versinkt im Tourismus, sie besteht quasi nur noch aus Hotels, Restaurants, Bars, Souviniershops, Travellagencies und sonstigen Schnickschnack.
Zurueck zu meiner aufsteigenden Boshaftigkeit: Ich hasste Sie alle an diesem Morgen: die Tuk-Tuk driver und Moto-driver, die einen staendig vollquatschten, die Bettler die sich hier aus allen Landesteilen versammelten um die Hand aufzuhalten. Vor allem aber waren es die vielen Touristen, die mich nervten – dabei war ich selbst einer von Ihnen! Ich konnte es nicht mehr ertragen dieses elende Pack! Die schlecht gekleideten Pauschaltouristen, die ausehen wie Rentner die Florida gebucht und sich verlaufen haben; die digitalisierten Grosswildjaeger mit ihren ueberdimensionalen Kameraobjektiven, die vor nichts halt machten, aber von nichts ne Ahnung hatten. Die fetten Sextouristen mit ihren Schweissperlen auf der Stirn; die neokapitalistischen verlogenen Twentysomethings in ihren Che Guevara T-Shirts und dem Handy am Ohr; die zittrigen Rentner, die sich hier immer mehr breit machten – da ihre Rente im eigenen Land nichts mehr wert war – und…O.k., O.k. ruhig Blut Brauner, halte deinen Zorn im Zaum!
Fast jedes Lokal hier in Siem Reap war mittlerweile im Besitz eines dieser Silberlocken, die Einheimischen durften in diesen dann fuer 30 US Dollar im Monat die Drecksarbeit erledigen. Der Altersunterschied zu ihren einheimischen Frauen betrug nicht selten weniger als 40 Jahre. Und so sollte es auch sein, da war man sich in der eingeschworenen Gemeinde schon einig. Ich sass so manches Mal an solchen Tischen und habe ihre Gespreache belauscht, waehrend das Pack abgedroschen vor sich hin jauchzte, lachte und ueber Erziehungsmassnahmen ihrer Geishas diskutierte! Vor allem aber ging mir an diesem Morgen eines auf den Keks: Der konventionelle Backpacker!
Mich ueberkam mittlerweile immer mehr das schleichende Gefuehl, dass diese alle uniformiert bzw. geklont waren! Mann/Frau traegt entweder ein Che Guevara – Beer Lao – oder – Danger Cambodia Landmines – T-Shirt. Man befand sich schliesslisch in einem gefaehrlichem Land und das sollte jeder wissen. Fuhr aber letztlich in klimatisierten Bussen nichts anderes als die Lonely Planet Route ab. Der groesste Witz waren aber die „Same Same – But Different“ T-Shirts, dass fast jede(r) 2te traegt. Ironie des Schicksals, wo sie doch fast alle gleich waren! Kultur, das Verborgene, das noch zu Entdeckende interessierte den durchschnittlichen Backpacker wenig – man war unterwegs, weil es, wie heisst es so schoen, „On Vogue“ ist. Einige behaupten gerne, es solle gut fuer die Karriere sein mal die Welt mit anderen Augen gesehen zu haben – in meinem Fall trifft das wohl nicht mehr zu!
Zurueck zur Boygroup-Pussy, sie kommt seltsamer vor allem aus dem Vereinten Koenigreich (d.h. nicht das ich Briten nicht mag), oft aber auch aus dem skandinavischen Raum oder aus Israel. Sie traegt bevorzugt 3/4 lange Army oder Hawai-Shorts und bevorzugt, wie der Begriff als solches schon impliziert, eine gegelte oder hochtoupierte Boygroupfrisur im Stile etwas aelterer Bands wie Take That oder Boyzone. Die Boygroup-Pussy ist in der Regel recht trinkfest und laut, dabei aber nicht unbedingt unfreundlich! Kultur interessiert sie nicht, man unterhaelt sich uebers Shopping, wo man als naechstes hinfaehrt oder wie teuer das „Around the world ticket“ war oder auch nur ueber den Pfannekuchen an der naechsten Strassenecke. Alles ist great, awesome oder nice: spezifischere Beschreibungen von Eindruecken gibt es in der Regel nicht.
O.K. soweit so gut, kommen wir nun zur zweiten Spezies unter diesem Touristenpack, eine Variante Mensch, die uebrigens auch in der Deutschen Republik immmer haeufiger aufzutreten scheint. Ich nenne sie die Bruce Willis Variante: der Willis-Typus traegt wie sein „Rollenmodel“ gerne Glatze, nicht zuletzt natuerlich wegen seines ueberhoehten Testosteronspiegels! In der Regel stammt er seltsamer Weise auch oft von der Insel, traegt gerne Armyklamotten und Tattoos und vor allem…
?!!! AAehhhhhh! CUT!!
Mittlerweile sitze ich in einem kleinen netten Cafe und mein Adrenalinspiegel hat sich weit abgesenkt. Um die Ecke bog gerade eine alte schwarze 190er Mercedes Heckflosse, schaetze mal so Baujahr 68. Herrlich! Oder war es eventuell der Farang, der mit seiner huebschen Khmer auf dem Sozius soeben auf seinem Motobike an mir vorbeirauschte, der mich aus dem Konzept brachte? Die Boshaftigkeit hat nachgelassen, ich fuehle mich besser und kann nicht mehr weiterschreiben! Wie sang noch mal John Lennon
„All you need is love“ dab da dab da dab……………..
Hier einige fotografische Eindrücke von Pol Pots‘ Nr. 1 Folterkammer Toul Sleng, heute Museum des Völkermords. Zwischen 1975 und 1979 waren zwischen 14.000 und 20.000 Menschen aus allen Teilen Kambodschas dort inhaftiert, unter anderem auch solche Mitglieder der Roten Khmer, die in den Augen der Führung der Roten Khmer als Verräter galten. Ungefähr 1.720 Personen waren für das Folterzentrum tätig. Auf die Foltermethoden möchte ich lieber nicht weiter eingehen. Das kommunistische Kambodscha wurde 1979 ironischer Weise von den Kommunisten befreit – von den Vietnamesen. Nur sieben von insgesamt mindestens 14.000 Gefangenen überlebten Toul Sleng. Einer der Überlebenden war ein Maler und hat aus seinem Gedächtnis die Foltermethoden auf Leinwand gebracht die im Museum zu sehen sind.
Trekking to the Akhas in nothern Laos. Text folgt….