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29. No alarms and no surprises!

exotic India and beautyful faces   faces

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Seit nunmehr 3 Wochen bin ich nun wieder in Indien unterwegs. Ich hatte keine besonderen Plaene – ich wollte nur mal nach dem rechten schauen. Schauen was sich veraendert hat, nach meiner fast 5- jaehriger Visumsperre. Eigentlich bin ich fest davon ausgegangen, dass mein Visumantrag in Medan nach der Namensverwechslung bei den indischen Behoerden (oder was auch immer es war) abgelehnt wird. Aber an diesem schwuelen Morgen in der Hauptstadt Sumatras hab ich mir gedacht ich investiere einfach mal 60 US$. Und falls das Visum abgelehnt wird, hab ich ebend 60 US$ in den Sand gesetzt.

Der indische Diplomat im Medaner Konsulat schaute skeptisch in meinen Passport der mittlerweile so voller Stempel ist, dass kaum noch Platz fuer weitere Visa ist. Er runzelte die Stirn, schaute mich ernst an und meinte: „you travel a lot, do you?“, ohh and you have been in Iran and Pakistan as well?“ mmh. And i also read on you application form you have been in India many times…what are you doing always there?“ Nun ja um es kurz zu machen trotz seiner mir nicht ungeleaufigen Fragen, faxte er mein Reisedokument zur weiteren Ueberpruefung nach Hamburg. Da ich eigentlich wie gesagt nicht davon ausgegangen bin Erfolg zu haben, war ich umso erstaunter als ich 2 Wochen spaeter das Visum in meinen Pass eingeklebt bekam!

Die Inder werden immer skeptischer und aengstlicher im Umgang mit Touristen. Angeblich Terrorgefahr? In meinem Guesthouse in Delhi wurde ich erstmal mit einer an der Rezeption fest installierten Kamera abgelichtet. Ins Internetcafe geht es z. Zt. nur mit dem Passport und alles wird notiert.

Indien ist immer noch genau so verueckt und chaotisch wie es von jeher gewesen ist! Und wahrscheinlich wird sich dies auch in absehbarer Zukunft nicht veraendern. Zu tief ist die Kultur verwurzelt in ihrem historischen Habitus, in ihrer Goetterwelt und ihrem Kastensystem. Der Inder kennt keine Scheu nach unserem westlichem Verstaendnis. Er fragt direkt und ohne Umwege. Bist du verheiratet, wieviele Kinder hasst du oder auch fuer uns scheinbar unwichtige Dinge wie den Vornamen des Vaters. Ein Inder kann dich eine Stunde lang mit seinem Blick taxieren, ohne dabei aus dem Ruder zu geraten. Da war ich nun schon fast 10 Monate unterwegs, ohne dabei im geringsten Probleme mit meiner Verdauung zu haben. Ich dachte, dass ich mittlerweile ueber eine Art Pferdemagen verfuegte. Dennoch, trotz groesster Vorsichtsmassnahmen hatte ich nach drei Tagen auf dem Subkontinent die Scheisserei. Kurz nachdem ich sie los war, folgte wenige Tage spaeter die zweite Rache Montezumas. Dies hatte sich auf jeden Fall nicht veraendert. Der Inder rezepiert in seiner chaotischen verdreckten Umwelt, Hygiene und Sauberkeit in a different way – um es galant auszudruecken. Einmal gab mir ein Reisender den Tip, wenn du mal wirklich richtig gut und sauber essen willst in einem Restaurant, schau erst auf die Toilette und erst dann in die Speisekarte!

Auch die ewige Draengelei ist geblieben. Der Inder kann sich nicht anstellen, sich nicht in eine Schlange einreihen. Er ist es nicht gewohnt! Und wenn es einer von ihnen versucht, hat er schnell das Nachsehen, den ein anderer wird sich nicht an die Regel halten und sich vor ihn draengeln. Wenn ein Bus ankommt steigen die Leute gleichzeitig ein und aus, was zu grossen Komplikationen fuehrt und vor allem vielmehr Zeit in Anspruch nimmt. Aber wer nicht draengelt bekommt keinen Platz. Ein Teufelskreislauf – an dem wir Touristen aus beschriebenen Gruenden partizipieren muessen, wenn wir nicht auf der Strecke bleiben wollen. Was auch immer wieder faszinierend fuer mich ist, ist die Tatsache das die indische Oberschicht Englisch untereinander spricht. Wenn man z. B. in ein besseres Restaurant geht, wird man schnell feststellen das die Inder, selbst wenn sie aus der einen und gleichen Familie sind, sich nicht in ihrer angestammten Spache unterhalten, sondern auf Englisch. Um den gesellschaftlichen Stand zu untermauern! Diese Form von Abgrenzung scheint nach offizieller Abschaffung des Kastensystems an Bedeutung gewonnen zu haben.

Ein hartnaeckiger Schlepper versuchte mich kurz nach meiner Ankunft in Kalkutta in seinen Shop zu lotzen. „In my shop have very nice indian clothes…“ versprach er mir „…everything you want, especially cheap for you!“ Ich sagte ihm ich bevorzugte doch eher meine westliche Kleidung. „No Baba (Freund/Hindi) no no, now in India is different. Western people turning into indian clothes, and indian people turning into western clothes!“. Wie recht er hatte, ich musste schmunzeln und suchte das Weite. Ich wurde durch die Worte des Schleppers etwas zum nachdenken angeregt, waehrend ich mich durch die Menschenmenge der bengalischen Millionenstadt draengelte. Das Westler gerne eine Metamorphose durchleben waehrend sie sich in Laendern wie Indien befinden ist kein neues Phaenomen. Aber wie der Schlepper es schon andeutete, die Metamorphose drehte sich um.

In Indien werden fast ausschliesslich hellhaeutige Inder in der Werbung benutzt. Bleichcremes sind insofern in Indien wie auch in anderen Teilen Asiens der grosse Renner, um dem westlichen Ideal naeherzukommen. Auffaellig ist, dass wer hellhaeutig ist in der Regel ueber einen hoeheren Lebensstandard verfuegt. Je heller der Taint, desto reicher ist man – so hat man das Gefuehl. Und das soll wohl auch die Botschaft des Bleichprozesses sein! Aber der Trend zu einer westlichen Physiognomie ist nicht nur ein indisches Phaenomen. In Thailand lassen sich so gut wie alle Frauen die etwas auf sich halten und ueber genuegend Geld verfuegen die Nase operieren. In der thailaendischen Werbung und den Filmen gibt es fast auschliesslich nur operierte Gesichter zu sehen. Und ein suedasiatisches Gesicht wird durch eine westliche Nase enorm veraendert. Wahrscheinlich ist die Nase der aufaelligste Bestandteil des Gesichts einer jeden Ethnie. Ihr hervorstechendstes Unterscheidungsmerkmal?!

Dieser Trend hat ueebrigens auch im ehemaligen Persien Konjunktur. Teheran ist nicht nur die Hauptstadt der Axis of Evil, sondern soll auch die Hauptstadt der Nasenoperationen sein. Man zeigt dort stolz den Verband der noch frischen Wunde. Bei uns im Westen wuerde man sich wahrscheinlich erstmal 3 Wochen verstecken oder nach Malle fliegen. Oder vielleicht sogar einen Unfall vorteauschen! Da haben uns die Iraner, wenn man so will doch etwas voraus.

 

 

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