Nach einigen Wochen an der schwülen Kisuaheli Küste nördlich von Mombasa in Kenia, hat es unsere kleine Redaktion in die kühlen Berge des nördlichen Tansania verschlagen. Es war an der Zeit die Körpertemperatur etwas abzusenken.
Vor dem Fenster meines Hotelzimmer in Moshi, zeigt sich jeden Abend und manchmal auch am Morgen, wenn die Wolken der beginnenden Regensaison es erlauben Afrikas größte Erhebung, der Kilimanjaro.
Was ist derzeit aktuell in Ostafrika: In Uganda ist man gerade dabei den Minirock zu verbieten, dass zeigten sie heute Morgen in der afrikanischen Ausgabe der Deutschen Welle. Die Nichtachtung soll mit Gefängnis bestraft werden. Es war eine kleine Gruppe Frauen zu sehen, die mit Transparenten für den Erhalt des Kleidungsstückes protestierten.
Die Wahlen in Kenia, das allbestimmende Thema der letzten Wochen sind relativ friedlich verlaufen. Kurz gesprochen, wenig Tote, keine brennenden Tankstellen. Uhuru Kenyatta, Sohn des ersten kenianischen Präsidenten Jomo Kenyatta (die kenianischen Kennedys) hat das Rennen gemacht. Uhuru ist ein Kikuyu, die mit rund 20 Prozent die größte Ethnie in dem knapp 40 Millionen Einwohner zählenden Land stellen. Fast alle wichtigen Politiker rekrutieren sich seit der Unabhängigkeit Kenias aus diesem Tribe, worüber einige der verbleibenden 41 Stämme nicht allzu glücklich sind. Uhuru hat seine Stimmen vor allem im zentralen Hochland in und um Nairobi geholt. An der muslimisch geprägten Küste (bei den letzten Wahlen Epizentrum der Ausschreitungen mit 1300 Toten) wurde anders gewählt!
Was sonst noch,? Ach ja in Tansania tragen die jungen Männer derzeit gerne Unterhosen mit Barak Obama Schriftzug. Das Hüftgummi mit dem Schriftzug linst dabei so zufällig aus der Hose hervor, wie ein Oberarm Tattoo unter einem T-Shirt Ärmel. Subtile Maßarbeit! Selbst Kekse mit dem Konterfei des ersten schwarzen Präsidenten der USA gibt es vor Ort zu kaufen. Musikalisch verehrt man hierzulande vor allem die schwarzen Macho Hip Hopper aus den USA, wie 50 Cents oder Snoop Doggy Dogg. Aus meiner Sicht kommt diesbezüglich der gute Jimi Hendrix etwas zu kurz, der war doch auch schwarz und sicherlich einflussreicher als irgend so ein dumpfer Gangster Rapper. Aber mit Rock & Roll, sinnvolleren Texten oder Melodie hat man in Afrika wenig am Hut. Hier zählt einzig und allein monotoner Rhythmus und Bass, und das ganze am liebsten völlig übersteuert. Je lauter, desto schöner. Das Matatu (kleiner Sammelbus) muss vibrieren!
Stämme und Zugehörigkeit sind wichtig in Afrika. Einige von ihnen pflegen informelle Partnerschaften, z.B. die Luos und die Kikuyos. Andere Stämme hingegen mögen sich weniger. Quer geheiratet wird eher selten. Wie wichtig Zugehörigkeit ist, merkte ich auch beim Einchecken im Hotel Newcastle. Das Registrierungsformular fragte mich diesmal nicht nur nach Geburtsdatum oder Passportnummer, sondern auch nach meiner Stammeszugehörigkeit!
Der Kilimanjaro ist mit 5896 Metern der höchste Berg Afrikas und laut diverser Quellen auch der höchste freistehende Berg der Welt. Genau genommen ist er ja ein Vulkan. Der Gipfel hat seit seiner ersten Glacier Messung 1912 rund 80 Prozent seines Eises verloren. Im Jahre 2020 soll das Haupt des Kilis bei den derzeitigen Entwicklungen wie Abholzung oder Erderwärmung eisfrei sein. So schreibt es zumindest der Lonely Planet in seiner neusten Ost-Afrika Ausgabe, die ich kurz vor Abreise schnell noch für 11,70 € bei Ebay geschossen habe.
Ganz in der Nähe zwischen Arusha und Moshi liegt der relativ neue KIA, der Kilimanjaro International Airport – um den Berg noch mehr zu promoten. Condor, Türkisch Airlines und viele andere Fluggesellschaften fliegen heute von Europa nicht mehr direkt nach Mombasa, sondern machen einen Loop über den KIA. Der Kili ist Big Business. Die Besteigung ist nichts für Sparfüchse, gut 1000 Euro muss man für eine 4 bis 5 tägige Safari zum Gipfel ausgeben. Der höchste Berg Afrikas ist übrigens recht leicht zu besteigen, man kommt auch als Unerfahrener und ohne Sauerstoffmaske bis zum Summit. Vielleicht macht das ja den Reiz aus. Afrika lässt sich seine Sehenswürdigkeiten wie Nationalparks, Berge und die letzten Gorillas mehr als teuer bezahlen. Auch die Visagebühren auf dem schwarzen Kontinent sind Weltspitze! Aber die Rechnung geht nicht ganz auf. Eine Backpacker-Szene wie bspw. in Asien oder Südamerika hat sich in Afrika nie etablieren können, nicht mal ansatzweise.
Etwas gemütlicher habe ich es mir im 110.000 Einwohner zählenden Moshi vorgestellt. Es gibt unzählige Trekking Büros, aber so gut wie keine Touristen. Dafür aber genügend herumlungernde Schlepper dieser Trekkingbüros, die mit ihrer Hartnäckigkeit uns wenigen Mzungus (so nennt man uns in Afrika) das Leben schwer machen. Warum müssen eigentlich einige Menschen immer so aggressiv werden, wenn man ihre Dienste oder Waren nicht in Anspruch nimmt? Ich drangsaliere dich jetzt so lange, bis du mit uns auf den Kilimajaro steigst. Ob sowas manchmal funktioniert?
Schon kurz nach meiner Ankunft in Moshi sind mir die vielen Volontäre vor Ort aufgefallen. Meist junge Frauen, die gerne schnatternd (nicht selten mit einem schwarzen Liebhaber) im Union Cafe abhängen und dekadent Latte Macchiato für 3 € aus stilsicheren Tassen schlürfen. Ich hab den Laden, der von jedem Reiseführer empfohlen wird von Anfang an gemieden!
Schon seit Jahren gehen mir diese Sinnsuchenden auf den Keks, die sich ständig verzweifelt mit kleinen Babys auf dem Arm ablichten lassen um die Fotos später Zuhause im Bekanntenkreis mit aufgeregter Stimme herum zu zeigen. Fürchterlich. Meist sind Volontäre sowieso nur für wenige Wochen vor Ort, bis das Studium oder sonstiges weiter geht. Können in der kurzen Zeit kaum Sinnvolles verrichten. Eigentlich alles nur für die Biografie. Kurze Projekte ohne Nachhaltigkeit um das Gewissen zu beruhigen. Das Geld was dort von den Kirchen und sonstigen Organisationen verschwendet wird, könnte bei besserer Planung und Logistik viel effektiver eingesetzt werden.
Nun gut – wahrscheinlich hängt meine Abneigung gegenüber dieser Spezies Gutmensch immer noch mit dem einschneidenden Erlebnis zusammen, dass ich vor einigen Jahren in Kampong Cham, Kambodscha hatte.
Eine junge Amerikanerin erzählte mir in diesem Restaurant frohlockend von ihrer NGO und von den unnützen Befragungen, die sie mit einem einheimischen Dolmetscher in den Dörfern Kambodschas durchführe. Als mir nach 10 Minuten von dem Gerede ganz schwindelig wurde und ich mich verabschieden wollte, sagte sie, please wait und referierte weiter. Zum Schluß sagte sie noch „But that’s not all, it’s not that I really enjoy myself to help other people. 3 weeks ago I became also aVegetarian“!!!
Ich fühlte mich so schlecht, wieso ist aus mir nie solch ein guter Mensch geworden?!