Nach längerer Abstinenz von der Bildfläche, dachte ich, es wäre doch mal wieder ein wenig Zeit zu unterhalten und zu belehren. Schon seit geraumer Zeit treibe ich nun durch den arabischen Sprachraum. Und trotz meiner westlich beeinflussten, ja fast grenzenlosen Weltoffenheit, beschleicht mich immer wieder dieses Gefühl, dass sich hier, in diesem Teil der Welt, vieles an Unvernunft verortet… Diese Diktatoren, die sich in Arabia breit gemacht haben, ihr Geld häufen, ihre Macht zelebrieren und dem arabischen Frühling trotzen – wie die Katze dem Wasser. Die armen Frauen, die in ihren tiefschwarzen schweren Verhüllungen und bei 45 Grad im Schatten durch ihre schmalen Sehschlitze kaum ihre Umwelt wahrnehmen können. Und das obwohl diese Frauen von den jeweiligen Machthabern gar nicht dazu gezwungen werden. Das ist schon eigenartig. Alles im Namen Allahs – oder sind es gar die störrischen Ehemänner, welche die kulturelle Hegemonie nicht brechen wollen? Ach ja, Tradition, ich vergaß. Nun, vielleicht brauchen wir Menschen ja alle ein wenig Macht oder Einfluß, um überleben zu können? In aufgeklärteren Gesellschaften wie der unseren, schafft man sich oft einen Hund an, wenn man nichts mehr zu sagen hat. Dieser gilt hierzulande aber als unrein!
Es soll ja die Diktatorenkrankheit geben, hab ich irgendwo mal gelesen. Saddam Hussein soll einst darunter gelitten haben. Das funktioniert ungefähr so. Der Ernannte umgibt sich mit einem auserlesenen Stab von Beratern, die wiederum in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis zu diesem stehen. Diktatoren regeln in der Regel die Geschicke eines Landes recht lange, indem sie auf bewährte und vertraute Hilfsmittel setzen. Dazu zählen Einparteiensysteme, Wahlfälschungen, Notstandsgesetze, Sicherheitsapparate und Versammlungsverbote. Über die vielen Jahre der Macht, ohne Widerworte und Einsprüche wird nun für den Herrscher zur Gewohnheit, dass jeder die Meinung seiner Despotie teilt. Die Sichtweise des Diktators wird damit zu seiner persönlich erlebten, unantastbaren Realität. Eine Realität die für unsereins oft schwer nachvollziehbar ist. Gaddafi, ein Diktator mit besonders langer Berufserfahrung, gilt diesbezüglich als Paradigma.
Wird nun die erlebte unantastbare Realität in Frage gestellt, reagiert der Diktator oftmals zornig. Sofort rennt er zu einem seiner Getreuen, meist zu dem, der ihm am ergebensten ist. Um die verletzte Eitelkeit zu lindern. Das liegt in der Natur der Diktatorenpsyche. Diktatoren sind sehr empfindliche Wesen, haben schwache Nervenkostüme und sind nur schwer zu beschwichtigen. Deshalb neigen Herrscher gerne dazu, dem Dissidenten den Gar aus zu machen. Denn diese haben aus Diktatorensicht unrecht begangen. Müssen insofern bestraft werden. Erscheint fast logisch in diesem Kontext. Wir beobachten solche Vorgänge gerade in Libyen, Jemen und immer noch in Syrien – das Land übrigens, mit dem ehemals guten Diktator.
Gestern in der Taxe auf dem Weg zur Deutschen Botschaft in Kairo versuchte ich den Fahrer auf eine kleine Unterhaltung einzuladen. Vorsichtig fragte ich in einfachem Englisch: ’now everybody in Egypt is very happy, yes? Now Mubarak in hospital, he is finished! Now everything good, yes? Why, raunte er: Mubarak was a good man and has done many good things for our Egypt. Oh, da hatte ich wohl den falschen erwischt?
Während die einen Herrscher noch hadern, sind andere wie Mubarak und Ben Ali bereits von uns gegangen. Auch Osama Bin Laden, der selbsternannte islamischer Che Guevara aus Saudi Arabien, hat mit Hilfe unserer amerikanischen Freunde, Platz geschaffen für einen seiner Nachfolger.
Sein feines Gesicht zierte noch tagelang die Titelseiten der arabischen Tages Zeitungen, aber keiner schien sich, so meine Beobachtung, außer vielleicht den Taliban, so richtig darüber aufregen zu wollen…
Business as usual…
Juhu, er textet wieder! Und er hat’s nicht verlernt! 😉