Kommentare 0

2. Dar es Salaam

Photo taken from the bus, advertising the upcoming Big Match!

Photo taken from the bus, advertising the upcoming Big Match!

Eigentlich war unser Küstenaufenthalt in Tansania schon während unserer Recherchen in Deutschland von der Idee geprägt, die kurze deutsche Kolonialgeschichte in Ostafrika um Carl Peters und Paul von Lettow-Vorbeck aufzuarbeiten. In bewährter Manier sollte dabei nicht zu viel Zeit und Mühe investiert werden, sondern nur ein wenig schauen und ablichten – was nach knapp einem Jahrhundert an architektonischer Substanz überlebt hat. Tanga war für kurze Zeit die zweite Hauptstadt Deutsch-Ost-Afrikas (nach einem kurzen Intermezzo in Bagamoyo), bevor man sich im Jahre 1905 in einem dritten Versuch, letztlich wegen der besseren natürlichen Voraussetzungen zum Bau eines Hafens, für das weiter südlich gelegene Dar-es-Salaam entschied.

Tanga ist eine überschaubare 250.000 Seelen Stadt. Heiß und schwül, mit breiten Straßen, Bürgersteigen und einem semikolonialen Ambiente. Es gibt noch ein paar Bauten aus deutscher Zeit, die aber nur schwer auszumachen sind, da man seinerzeit doch eher low-key gebaut hat. Man darf nicht vergessen, dass es sich bei Deutsch-Ostafrika im ausgehenden 19. Jahrhundert zunächst nur um Interessen deutscher Kaufleute handelte und die neue Länderei von Bismarck erst nach langem Zaudern zur deutschen Schutzzone erklärt wurde. Insofern wenig wilhelminischer Protz, sondern funktionelle Nutzbauten. Es gibt einen Bahnhof, der aber nicht mehr in Betrieb ist und die stillgelegte Bahnverbindung, die ins 1.200 Meter hoch gelegene Lushoto führt, dem ehemaligen Wilhelmstal. Dorthin verzogen sich unsere Urgroßväter, wenn es in Tanga zu warm wurde! Ferner stehen in Tanga noch das Hospital, einige bis zur Unkenntlichkeit modifizierte Hotelbauten (mit klangvollen Namen wie bspw. Kaiser-Hotel), der alte Uhrenturm und das Gerichtsgebäude, welches wie das Hospital mit deutschen Fördermitteln vor kurzem renoviert wurde.

Das 70 Kilometer nördlich von Dar, ebenfalls an der Küste gelegene Bagamoyo (der erste Hauptstadtversuch unserer Urgroßväter), haben wir nach einem kurzen Anflug von Malaria gecancelt. Unsere kleine Redaktion fühlte sich zunehmend schlapp und auch das Bier wollte nicht mehr schmecken. Zeichen dafür, dass mit unserem Körper etwas nicht stimmte! Nach 5 Tagen im YWCA in Dar Downtown, dem katastrophalen Shree Mansil Hospital und einer steppenwölfischen Stippvisite des Nachtlebens (die dann doch bis morgens um 6 andauerte), sind wir gestern in Morongoro in den Uluguru Bergen angekommen. Und wohnen in dem abgewohnten Hotel von Mama Pierina. Mama ist Griechin, ca. 50 Jahre alt, geboren in Tansania und hat das Hotel von ihrer Mutter geerbt. Laut Mama Pierina soll es wohl gar nicht so wenige Griechen in Tansania geben, die meisten sind anscheinend in den 1940 Jahren gekommen, während der britischen Besatzungsperiode und haben seinerzeit vor allem als Gleisbauer gearbeitet. So erzählte sie es mir heute Morgen beim Frühstück. Aber so genau wusste sie es auch nicht. Sie wollte es aber bei Zeiten mal googlen, da sie von ihren Gästen so oft danach gefragt wird?!

Und heute am 23.4.2013 um 21.45 tansanischer Zeit ist es endlich soweit. Deutschlands Rekordmeister um den Steuersünder Uli Hoeneß, wird sich mit der wahrscheinlich besten Vereinsmannschaft der Welt messen. Dem 1. FC Barcelona. Leider ist Lionel Messi schon wieder fit, dass verlauteten gerade die Sportnews im tansanischen Fernsehen. Schon seit der Auslosung des CL Halbfinales vor einigen Wochen, überlege ich mir, ja fast angestrengt, was denn ein geeigneter Ort in Tansania wäre, um dieses Event stillvoll zu begehen. Wie viele und welche Sorte Bier ich trinken werde, welches Hemd ich trage, welches Deo ich auflegen soll und welches Handy ich zum Angeben auf den Tisch lege. Und jetzt das! Wo soll ich es schauen? Morongoro erscheint trotz der über 200.000 Einwohner wie ein dunkles Dorf ohne Infrastruktur. Und soll nach Einbruch der Dunkelheit alles andere als sicher sein. Und Mama Pierinas‘ über der Bar hängender Flat-Screen, den sie von ihrem Griechensohn in Dar geschenkt bekommen hat, wird durch einen enormen Pixelfehler in zwei Bildhälften geteilt. Hakuna matata…


.

 

 

 

 

 

 

 

Schreibe eine Antwort