Kommentare 2

13. High and Dry, Tamil Nadu

Great Gig In The Sky

Great Gig In The Sky

Mamallapuram, ein kleiner Küstenort im Bundesstaat Tamil Nadu, mit schmutzigem Strand, der von den Fischern gerne als öffentliche Toilette genutzt wird. Kaum einer badet hier! Am Strand liegt Müll und gelegentlich auch mal eine vertrocknete Seeschlange. Die Einheimischen scheint das nicht sonderlich zu stören, sie wundern sich nur warum immer weniger Touristen kommen. Ist schon lustig, da fährt man an einen Strand, kann dort aber nicht schwimmen. Die Kundschaft in Mamallapuram besteht hauptsächlich aus Franzosen, was wohl am nahe gelegenen Pondicherry liegt. Der ehemaligen französischen Enklave, an der Bay of Bengal. Der weltbekannte Sri Aurobindo Ashram, der sich in der Umgebung von Pondicherry befindet, trägt sein Übriges zum Francotourismus, in dieser Region bei. Die Lebenspartnerin des großen Yoga Asketen Aurobindo, mit dem Pseudonym The Mother, war Französin.

Das Matrimandir, die Kirche der Aurovillianer. Das sozialistisch, spirituell inspirierte gesellschaftliche Projekt trägt den Namen Auroville. Es gibt nur so etwas wie ein Grundeinkommen. Laut der letzten offiziellen statistischen Erhebung vom November 2009 leben in Auroville 2184 Menschen (1704 Erwachsene und 480 Kinder) aus 45 Nationen. (mehr siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Auroville)

Das Matrimandir, die Kirche der Aurovillianer. Das sozialistisch, spirituell inspirierte gesellschaftliche Projekt trägt den Namen Auroville. Es gibt nur so etwas wie ein Grundeinkommen. Laut der letzten offiziellen statistischen Erhebung vom November 2009 leben in Auroville 2184 Menschen (1704 Erwachsene und 480 Kinder) aus 45 Nationen. (mehr siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Auroville)

Man kann es aushalten in Mamallapuram. Zwar fällt hier gut 15 Stunden am Tag der Strom aus und das Bier ist wegen der hohen Alkoholsteuer in Tamil Nadu für indische Verhältnisse unverschämt teuer, dafür gibt es aber viele lauschige Restaurants mit westlicher, recht guter Küche. Dazu, unzählige Souvenir Shops mit den üblichen Hippie Klamotten, sowie anderem absolut unbrauchbarem Schnickschnack. Vor den Geschäften sitzen gelangweilte Kaschmiris, welche uns Touristen auf Schritt und Tritt taxieren und in nervige Gespräche verwickeln. Gespräche die nur eines im Sinn haben – Ware zu verkaufen. Ferner gibt es in Mamallapuram zahlreiche, dubios anmutende Ayurveda Kliniken, als auch die wahrscheinlich beste Auswahl an Secondhand Buchläden in ganz Südindien. Nicht selten sieht man auch mal eine in die Jahre gekommene Europäerin, mit einem jungen Inder an der Hand, durch den siebten Himmel streifen. Alles da, was der zivilisationsmüde Aussteiger braucht. In Mamallapuram wird es nie langweilig.

Ich sitze im Buddha Restaurant, geführt von einem Franco-Indo Pärchen. So steht es draußen auf dem Schild. Der indische Part ist natürlich männlich, andersrum wäre das äußerst unüblich in Indien. Hier oben von der Dachterrasse hat man einen guten Blick auf die Hauptkreuzung, des vor kurzem neu asphaltierten Örtchens. So weiß man immer genau, wer kommt und wer gerade geht. Es ist heute etwas regnerisch, der Monsun hätte eigentlich längst vorbei sein müssen. Aber auch auf dem Subkontinent, spielt inzwischen das Klima verrückt.

Für mich gab es gerade eine wohlschmeckende Pasta mit Prawns. Die Uhr zeigt genau 13 Uhr 10. Und unten schleicht gerade wieder dieser Hippie vorbei, mit dem Abraham Lincoln Bart (d.h. über der Lippe wächst nichts) und bis zum Gesäß reichende Rasta Locken. Mensch Junge siehst du Scheiße aus – fährt es mir durchs Hirn! Viel zu konstruiert und überladen dein Stil. Zu bunt die Kombination deiner Klamotten. Weniger ist mehr. Er scheint hier länger zu verweilen, hab ihn schon ein paar Mal gesehen. Tippe auf Italiener. Ein Freund aus Bangalore fragte mich einmal, warum tragt ihr Rucksackreisenden eigentlich immer diese schrecklichen Bauernklamotten?!

Stonecarving

Mamallapuram ist bekannt fuer seine Steinmetzarbeiten

Und da ist ja auch dieser hinkende Straßenhund, den kenn ich auch schon, der muss von einem Moped oder so angefahren worden sein. Hinten links, kann er mit dem Bein nicht mehr richtig auftreten. Armes Tier! Eine Hardcore Variante kommt links vom Strand in die Kreuzung marschiert. Ganz in Schwarz. Der Schmerbauch des Mittdreißigers drückt auf die Knöpfe seines Hemdes. Tätowierter rechter Arm, an beiden Ohren große auffällige Piercings. Gesichtsbehaarung, ein schwarzes Käppi und an der dreiviertellangen schwarzen Hose, befindet sich auf Gürtelhöhe eine viel zu schwere silberfarbene Kette, welche wohl das Portmanie beschützen soll. Oder ist sie nur modisches Accessoire? Dazu schwarze Skater Turnschuhe aus Wildleder, mit weißer Sohle. Er sieht aus wie ein Klon von Fred Durst, dem Frontmann der amerikanischen Nu-Metal Band Limp Bizkit. Wer weiß, vielleicht ist er es ja!

Kurz darauf schwebt ein Herr mittleren Alters, der stark an Rainer Langhans erinnert, mit feinstem lockigem Haar und Nickelbrille in einem Flammenhemd, wie es sonst nur Teenager tragen über die Kreuzung. Sehr schön. Endlich mal was anderes. Dann fährt ein weißer Kleinwagen der indischen Marke Tata vor, der aussieht wie alle Kleinwagen heutzutage. Indien passt sich an! Er parkt auf der gegenüberliegenden Seite, direkt vor der Treppe, die zum Tina Blue View Restaurant führt. Acht junge Indische Männer steigen aus der kleinen Büchse, kokettieren, jauchzen und machen auf dicke Hose. Ein halbes Dutzend indischer Zigeunerjungen, mit fast blonden von der Sonne ausgebleichten Haaren, verkaufen Halsketten. Leider möchte niemand welche haben. Vier Ketten für hundert Rupien, quasi als Familienpackung.

Der Boy vom Restaurant legt eine andere Trance-CD ein, um sich dann wieder ausgiebig seinem Handy zu widmen. Inder lieben Handys! Er wirkt bedacht und stolz, nicht so schlüpfrig und Trinkgeldfixiert wie der indische Durchschnittskellner. Auf der rechten Schulter hat er eine Hindugottheit tätowiert. 

Stilbewusste junge indische Pärchen, in engen Röhrenjeans und Hornbrillen, aus dem 60 km entfernten Chennai, der tamilischen Hauptstadt, mischen sich unter die Traveller Szenerie. Demonstrieren, dass Indien aufgeholt hat!

Eine großgewachsene ältere Dame, in weißem Baumwollgewand und orange gefärbten Haaren betritt das Buddha Restaurant. Während sich unten ein Reisebus aus Kerala, mit der Aufschrift Incredible India über die Kreuzung schiebt. Tagestouristen, wahrscheinlich Franzosen, steigen aus und zücken wie programmiert ihre Kameras.

13:46, genug beobachtet! Irgendwie will heute auf der Kreuzung nicht so richtig was passieren. Bevor wir alle an Langeweile sterben, schnapp ich mir doch lieber eine von den französischen Modezeitschriften aus dem Regal.

Einen schönen ersten Advent…

Butterball

Butterball







 

 

 

2 Kommentare

  1. Offizieller Business man sagt:

    Moin Olli
    Dir auch einen schönen 1. Advent.
    Seit Christine deine Texte gegencheckt, liest es sich viel gefälliger.
    Hier wär‘ dir nur langweilig, obwohl natürlich Am Sande langsam die Taxen seltener und die bibbernden Rentnerinnen häufiger werden.
    Im Krankenhaus machen mir die neuen Kollegen und die Arbeitsbedingungen das Leben leicht….ich schaffe es sogar ein wenig Wolof zu lernen (im Mai geht’s los).
    In meiner Freizeit, finden die üblichen Dinge statt: ebay, Glotze und Schlafen – und ein bißchen best of the rest. Hab ich dir schon von meinem neuen 150PS Brummer erzählt…ist mir noch nicht langweilig geworden…wahrscheinlich, weil ich kaum fahre.
    Da ich morgen um 5.23 hoch muß und noch ’ne Stunde Unsinn machen möchte, erstmal Tschöh.

  2. Maike sagt:

    Von Uganda nach Indien – schöner Sprung…Verfolge deine Touren weiterhin interessiert und bisweilen auch schmunzelnd. Dir ebenfalls einen schönen Start in die Weihnachtszeit und viele Grüße aus Hamburg von Maike

Schreibe eine Antwort