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11. Brain Damage!!!

 
the-sofa
 
 
 Da sass ich gestern gegen spaeteren Abend im Innenhof des Tenzinhotels in Shigatse, der zweitgroessten Stadt in Tibet, auf meinem Sofa, umringt von den nervigen parkenden Toyota Landcruisern der Tibettouristen. Tibettouristen gehoeren wohl zur langweiligsten Touristengattung auf diesem Planeten, jedes Land hat ja sein eigenes Klientel! Der typische Tibettourist ist in der Regel in einer Gruppe unterwegs, er traegt vorzugsweise Trekkinggear, etablierte Marken wie Jack Wolfskin oder Northface, fast immer klemmt eine Landkarte oder ein Kameratripod unter seinem Arm und auffallend oft befindet sich ein rahmenloses Brillengestell auf seiner Nase. Er hat einen akuraten Haarschnitt und ist meist eiligen Schrittes unterwegs, hetzt von Kloster zu Kloster und beginnt in der Regel ab 21.00 Uhr an zu gaehnen! No Rock’n Roll, sondern mehr das was man im englischen den sog. „straight“ nennt!
 
Zurueck zu meinem Sofa, dem einzigen lauschigen Plaetzchen zwischen diesen ganzen 4well-drives direkt neben meinem Zimmer, das ich mir mit einem tibetischen Moench aus dem suedindischen Bangalore teilte. Er nahm die lange beschwerliche Reise auf sich, um noch mal seinen schwerkranken Onkel in Lhasa zu besuchen. Ich hatte es mir mit einigen Lhasabieren gemuetlich gemacht, es wahr ruhig, alle lagen schon in ihren Kojen, nur im Kabuff der Fahrer und Guides auf der anderen Seite des Innenhofs war noch Leben. Es wurden Karten gespielt und Schnaps getrunken. Ich versuchte mich derweil auf meiner Gitarre am Intro des Songs “Brain Damage” von Pink Floyd – einem der besten Songs den Roger Waters wohl je geschrieben hatte! Eigentlich hatte ich ja immer so meine Probleme mit Pink Floyd, aber seit mir neulich dieser Australier den Song auf seiner Gitarre vorgespielt hatte, ging mir der Text nicht mehr aus dem Kopf!
 
Waehrend ich so vor mich hin zupfte, fegte ploetzlich ein kraeftiger Windstoss durch den Innenhof – der sich aber schnell wieder beruhigte. Ich schaute langsam hoch von meinem Gitarrenhals – und ja, ich musste zweimal hinschauen – es regnete Geldscheine vom Himmel, die sich dann langsam niederflatternd seelenruhig zwischen den ganzen Landcruisern des Innenhofs verteilten. Natuerlich war ich verdutzt, trank einen kraeftigen Schluck aus meiner Pulle, zupfte zaghaft weiter die Gitarre und versuchte von meiner Sofaperspektive auszumachen um welche Summe es sich den ungefaehr handeln koennte. Ich wartete auf den Besitzer, sass mindestens 10 Minuten gruebelnd da, aber niemand schien sich fuer das Geld zu interessieren. Es waren so um die 150 Euro in chinesischen Yuan, aber mich reizte das Geld nur wenig, nicht dass ich ein guter Mensch waere, aber ich wollte nur wissen, wie die Geschichte weiterging. Aus allen Gedankenperspektiven versuchte ich die Herkunft des Geldes zu analysieren. Aber es passierte nichts und es meldete sich niemand. War es denn wirklich vom Himmel gefallen?!
der fahrer treff

der fahrer treff

 
Ich konnte es dann doch nicht mehr aushalten und ging rueber zum Kabuff des Fahrerlagers und gab zu verstehen, das sich etwas seltsames auf dem Innenhof ereignet hatte. Man verstand mich nicht, aber als der erste dann das Geld sah, ging die Party los. Das eben noch so friedliche Grueppchen stuerzte sich wie die Wahnsinnigen auf die Scheine, man schubste sich, rempelte, hielt sich gegenseitig fest, um moeglichst an die groessten der Scheine zu gelangen. Schnell holte man die Taschenlampen aus den Cruisern, man war im Rausch – jeder wollte soviel wie moeglich. Es war herrlich anzuschauen! Nach gut 5 Minuten, als alle Scheine eingesammelt waren, war die Party vorbei.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Man zog sich wieder zurueck ins Kabuff und palaverte aufgeregt. Leider hatte ich es versaeumt von dem Spektakel ein Foto zu machen – es haette ohne weiteres das Pressfoto des Jahres 2007 werden koennen!Ich zog mich wieder auf mein Sofa zurueck, zupfte weiter meine Gitarre, trank noch ein Bier und stufte das Ereignis als loesbares Phaenomen ein, ohne jedoch eine plausible Loesung parat zu haben. Gegen Mitternacht ging ich in mein Zimmer, der Moench sass immer noch im Schneidersitz auf seinem Bett und lass Buddhas Schriften.
 
Als ich ihm von dem Ereigniss erzaehlte, schuettelte er seinen Kopf und lachte lauthals. Er meinte, vielleicht hat Gott es dir geben wollen, weil du so schoen Gitarre gespielt hast?! Aber auch er wollte es genauer wissen und ging mit eiligen Schritten rueber zum Fahrerlager, um dem Raetsel auf die Spur zu gelangen. Dort biss man sich aber mit gesenktem Kopf auf die Lippen und wollte von nichts wissen, denn wer wollte seinen Taschen nach so einem Geschenk Gottes schon wieder leeren!
 
Wie heist es noch mal an der schoensten Stelle von Brain Damage
 
„The lunatic is in my head. The lunatic is in my head. You raise the blade, you make the change. You re-arrange me ‚till I’m sane. You lock the door. And throw away the key. There’s someone in my head but it’s not me“.
 
 
 
 
 
 

Europas grösste...

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