Kommentare 0

11. Uganda (Teil 2)

Fahrrad Boda Boda

Fahrrad Boda Boda

Warum sich Gewalt und Verbrechen in Uganda, im Verhältnis zu den Nachbarn auf einem halbwegs normalen Level befinden, lässt sich eigentlich nur durch die Schreckensdiktatur Idi Amin, dem sogenannten Schlächter von Uganda erklären, der das Land von 1971-79 mit eiserner Faust regierte. Über 350.000 Ugander sollen laut Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen in den 8 Jahren der Terror Herrschaft ihr Leben gelassen haben. Viele auf grausamste Weise zu Tode gefoltert, vor allem Intellektuelle und politische Gegner. Diktatoren haben schon immer eine besondere Schwäche fürs Foltern gehabt. Amin liebte die Zigarettennummer. Das ging so. Das Opfer wurde gefragt, ob es denn eine Zigarette rauchen möchte. Auch wenn das Opfer, in diesem Falle ein Mann verneinte oder nichts sagte, musste er seinen Penis auf den Tisch legen. Dieser wurde mit einer Machete abgehackt und ihm dann in den Mund gestopft, bis er erstickte! Da die Helfer mit dem Gräber schaufeln nicht mehr hinterher kamen, wurden die Leichen oft den Krokodilen zum Fraß vorgeworfen. Amin wollte ein schwarzes Uganda. Ausländer mussten das Land verlassen. Ihr Besitz wurde verstaatlich mit verheerenden wirtschaftlichen Folgen. Amin wurde immer verrückter, wollte sogar unserem Adolf ein Denkmal am Victoriasee bauen, von welchem Vorhaben er sich nach gutem Zureden hat abbringen lassen. Bei offiziellen Anlässen wollte er wie folgt vorgestellt werden: Seine Exzellenz, Präsident auf Lebenszeit, Feldmarschall Al Hadji Doktor Idi Amin Dada, Träger des Victoria-Kreuzes, des Militärkreuzes, Herr aller Kreaturen der Erde und aller Fische der Meere und Eroberer des britischen Empires in Afrika im Allgemeinen und Ugandas im Speziellen – und Professor für Geografie.

Nach dem Schrecken kam die Ruhe, zumindest was gesellschaftliches Zusammenleben und Sicherheit betrifft. Ein ähnliches Phänomen lässt sich derzeit auch beim kleinen Nachbarn Ruanda beobachten. Der kaum 100 Tage währende Genozid, im Jahre 1994 an den Tutsis mit ca. 900.000 Toten, hat auch dort die Menschen wieder zusammenrücken lassen. Idi Amin, hat es sich bis zu seinem Lebensende 2003, mit dem Geld seiner Landsleute bei unseren saudischen Freunden gemütlich gemacht. Schon seit geraumer Zeit, verleben Diktatoren außer Dienst, in dem konservativen Wüstenstaat gerne ihren Ruhestand – muss wohl am guten Klima liegen!

Heute sieht man Ausländer in Uganda mehr als sonst wo in Ost Afrika. Nach der Ära Amin, wurden sie mit vielen Vergünstigungen und Zugeständnissen zurückgeholt. Auffällig viele Bleichgesichter, tummeln sich in den nach amerikanischem Vorbild gebauten großangelegten Shoppingmalls, während draußen auf dem bewachten Parkplatz der klimatisierte Land Rover parkt. In Kampala dominieren vor allem die hierzulande nicht allzu beliebten Inder das wirtschaftliche Leben, worüber man nicht allzu glücklich ist.

Ethiopian Village

Ethiopian Village

Im Ethiopian Village verbrachte ich viel Zeit, während meines Aufenthaltes in der Hauptstadt. Da zeigten sie immerhin die langweilige Premier League. Jeden Tag Premier League und wenn nicht gespielt wurde, die Wiederholungen vom Wochenende. Immer wenn United spielte war der Laden voll. Neben Chelsea und ManCity, war ManU schon seit einer ganzen Weile meine neue Hassmannschaft!

Ist es nicht furchtbar wenn alle die gleiche Mannschaft gut finden, bloß weil die meistens gewinnt? Wie schön müssen solch leicht zu beschaffende Erfolgsgefühle wohl sein? Kollektive Identifikation ohne Reflexion hat mich schon immer gestört. Dann doch lieber Wengers‘ FC Arsenal. Die verlieren ja ganz gerne mal in der letzten Zeit. Jeder Fußballfan mit etwas Würde im Leib, kann bei den heutigen Entwicklungen auf der Insel nur hoffen, dass den Scheichs und Oligarchen, die sich dort breit gemacht haben bald die Puste ausgeht. Damit das fragile auf Pump finanzierte Kartenhaus Barclays Premier League endlich zusammen bricht und sich die Spielergehälter in Europa wieder etwas normalisieren. Michel Platini, der Präsident der Uefa versucht ja schon seit geraumer Zeit die Exzesse der europäischen Spitzenclubs einzudämmen, leider ohne Erfolg.

Zu Rooney, Giggs‘ und Konsorten gab es für mich immer Arrosto. So eine Art äthiopisches Bratkartoffelgericht. Dünn geschnittene goldbraune Scheiben, ordentlich Zwiebeln, fast rohe Karottenscheibchen vermischt mit mageren kleinstgeschnittenen Stückchen vom Rind. Das war eine gute Abwechslung zum hiesigen Matoke (ein geschmackloser Brei aus Kochbananen, der aber richtig satt macht und billig ist) und erinnerte ein wenig an die deutsche Heimat.

Das Ethiopian Village hatte erst vor kurzem, während des WM Endspiels 2010 (Spanien vs. Holland) traurige Berühmtheit erlangt, als die islamistisch motivierte somalische Al Shabab in der Halbzeit eine Bombe zündete und viele Menschen ins Jenseits beförderte. Genaugenommen waren es drei Bomben in unterschiedlichen Stadtteilen, aber nur zwei zündeten. Der von den Shabab Milizen angeheuerte ugandische Täter, soll als er den Bombenkoffer abstellte, anscheinend doch noch Gewissensbisse bekommen haben und die tödliche Ladung nicht im Zentrum des Restaurants, sondern am Rand platziert haben. Sonst hätte es im Ethiopian Village mehr Opfer gegeben. Zwei Monate später, am 11. September 2010 wurde das Restaurant von der christlich äthiopischen Besitzerin wieder eröffnet. Sie wollte vor dem Islam nicht kuschen und wählte deshalb bewusst das pikante Datum! Als Grund für den Anschlag in Kampala wird die hohe Truppenpräsenz Ugandas in Somalia genannt. Uganda hat unter dem Mandat der Afrikanischen Union 5000 Soldaten in den somalischen Bürgerkrieg geschickt, was der Al Shabab anscheinend nicht so recht gefällt.

Kochbananen

Kochbananen



Kalender

Kalender



Gedenktafel im Ethiopian Village

Gedenktafel im Ethiopian Village


Schreibe eine Antwort